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Psy­cho­ana­lyse - Tie­fen­psy­cho­lo­gie

"Die zur Wahr­heit wan­dern, wan­dern allein." (Chris­tian Mor­gen­s­tern)

 

Psychoanalyse und verschiedene Schulen

Freud schuf eine Psy­cho­lo­gie des Unbe­wuss­ten, die den Namen Tie­fen­psy­cho­lo­gie ent­hielt. Seine wich­tigste Auf­gabe war, ein neues Modell der mensch­li­chen Psy­che zu erstel­len.

Man kann bei dem Begriff der Psy­cho­ana­lyse drei Ebe­nen unter­schei­den:

  1. Eine Unter­su­chungs­ebene, die haupt­säch­lich dar­aus besteht, dass die unbe­wusste Deu­tung von Reden, Hand­lun­gen, ima­gi­nären Bil­dern (Träume, Phan­tasien, Wahn­vor­stel­lun­gen) der zu behan­deln­den Per­son in das Zen­trum der The­ra­pie rückt. Basis für die­ses Vor­ge­hen ist das freie Asso­zi­ie­ren des Pati­en­ten (z.B. der Pati­ent erzählt das Traum­ge­sche­hen, den so genann­ten mani­fes­ten Trau­m­in­halt und berich­tet dann seine zum Inhalt gehö­ren­den Asso­zia­ti­o­nen, die schließ­lich zu dem wah­ren Inhalt, den laten­ten Traum­ge­dan­ken, des Trau­mes füh­ren sol­len, der hin­ter dem offe­nen Traum­ge­sche­hen ver­bor­gen ist). Das freie Asso­zi­ie­ren des Pati­en­ten ist der Garant für die Gül­tig­keit der Deu­tung. Die psy­cho­ana­ly­ti­sche Deu­tung kann sich aber auch auf Dinge mensch­li­chen Erle­bens und Ver­hal­tens erstre­cken, für die man nicht über freie Asso­zia­ti­o­nen ver­fügt.
  2. Eine psy­cho­the­ra­peu­ti­sche Methode, die auf die­ser Unter­su­chung grün­det. Die Methode ist gekenn­zeich­net von der kon­trol­lier­ten Deu­tung des Wider­stan­des, der Über­tra­gung und des Wunsches. Diese Methode ist gemeint, wenn Psy­cho­ana­lyse als Syn­onym für psy­cho­ana­ly­ti­sche Behand­lung ver­wen­det wird.
  3. Die Gesamt­heit der psy­cho­lo­gi­schen und psy­cho­pa­tho­lo­gi­schen The­o­rien, die die Gege­ben­hei­ten der psy­cho­ana­ly­ti­schen Unter­su­chungs­me­thode und Behand­lung sys­te­ma­ti­sie­ren.
 

Tiefenpsychologie

Die Tie­fen­psy­cho­lo­gie ist eine the­o­re­ti­sche und the­ra­peu­ti­sche Schul­rich­tung, die anknüp­fend an die Psy­cho­ana­lyse Sig­mund Freuds, als gemein­sa­mes Merk­mal die Aner­ken­nung der tra­gen­den Bedeu­tung unbe­wuss­ter Antriebe oder Leis­tun­gen hat. Dabei wur­den aber unter­schied­li­che Per­sön­lich­keits­mo­delle ent­wi­ckelt.

Die ursprüng­li­che Form der Psy­cho­ana­lyse von Freud bezieht sich auf drei Schich­ten der Per­sön­lich­keit: Es, Ich und Über-Ich. Das Ich steht unter Druck des Es (Trie­ban­spruch des Lust­prin­zips) und des Über-Ich (Rea­li­täts­prin­zip), die das Ich mit Hilfe der Abwehr­me­cha­nis­men abzu­weh­ren ver­sucht.

Die kom­plexe oder auch ana­ly­ti­sche Psy­cho­ana­lyse C.G. Jungs geht von einem Scha­len­mo­dell aus. Im Inners­ten liegt das kol­lek­tive Unbe­wusste, als nie bewusst wer­den­der Kern. Es ist die Reprä­sen­tanz über­in­di­vi­du­el­ler Sym­bol­bil­der und steu­ert die Reak­ti­o­nen der Men­schen unbe­wusst.

Die Indi­vi­du­al­psy­cho­lo­gie A. Adlers besagt, dass das Kind sich in einer grund­sätz­li­chen Unter­le­gen­heit gegen­über sei­ner Umwelt befin­det. Die­ses Gefühl der Unter­le­gen­heit ver­sucht das Kind durch Macht­stre­ben aus­zu­glei­chen. Es ent­wi­ckelt dabei unbe­wusste Lebens­lei­t­li­nien, die auch als fixierte Arran­ge­ments (Fehl­kom­pen­sa­tion) zu psy­chi­schen Stö­run­gen füh­ren kön­nen.

Die Logo­the­ra­pie und die Exis­tenz­ana­lyse V.E. Fran­kls sehen das Unbe­wusste nicht im Es, dem kol­lek­ti­ven Kern oder dem unbe­wuss­ten Han­deln, son­dern im unbe­wuss­ten Geis­ti­gen der Sinn­fin­dung.

In der Selbst­psy­cho­lo­gie H. Kohuts erscheint es als unbe­wuss­ter Nar­ziss­mus.

Die genann­ten For­men der Tie­fen­psy­cho­lo­gie sind alles so genannte Gesprächs-Kuren, in denen das Unbe­wusste bewusst gemacht wer­den soll.

 

Das Unbewusste

Nach Freud ver­a­r­bei­tet der Mensch unan­ge­nehme Erleb­nisse dadurch, dass er ver­sucht sie zu ver­ges­sen bzw. indem er sie ver­drängt. Die zen­trale Form der Abwehr unan­ge­neh­mer und belas­ten­der Erfah­run­gen ist die Ver­drän­gung. Das bedeu­tet, dass das Erleb­nis in das Unbe­wusste abge­drängt wird und sich dort als uner­kann­ter Kom­plex fixiert. Es gibt auch belas­tende Erleb­nisse, bei denen das nicht gelingt und die aktiv ver­drängt wer­den müs­sen, z.B. indem man ihre Bedeu­tung umdeu­tet. "Das Unbe­wusste ver­klei­det", wie Freud in sei­nen Traum­for­schun­gen gese­hen hat, die Erleb­nisse durch Ver­än­de­rung, Ver­schie­bung, Dra­ma­ti­sie­rung, Sym­bo­li­sie­rung. Der Traum ist nach ihm eine "ver­kappte Wunsch­er­fül­lung". In sei­nen Traum­deu­tun­gen ver­sucht der Ana­ly­ti­ker gleich­sam, die Spra­che des Unbe­wuss­ten im Traum ver­ste­hen zu ler­nen, indem er bemüht ist, "hin­ter dem mani­fes­ten Trau­m­in­halt die laten­ten Traum­ge­dan­ken zu ent­zif­fern" (Benesch, 1994, S. 375).

Nicht nur im Traum, son­dern auch bei Tag­träu­men und auch im Wach­be­wusst­sein sind viele unbe­wusste Mecha­nis­men am Werke. Diese unbe­kann­ten Gefilde der Psy­che ken­nen zu ler­nen ist das erklärte Ziel der Psy­cho­ana­lyse.

 

Der psychoanalytische Ansatz

Im Sinne von Freud ver­steht die psy­cho­ana­ly­ti­sche The­o­rie psy­chi­sche Stö­run­gen als das Ergeb­nis unan­ge­pass­ter psy­cho­lo­gi­scher Pro­zesse. Eine Kom­bi­na­tion aus bio­lo­gi­scher Anlage und Wech­sel­be­zie­hun­gen mit der Umwelt schaf­fen Bedin­gun­gen, unter denen Kin­der ein Selbst­kon­zept ent­wi­ckeln, in dem sie Gefühle wie Schuld, Angst, Furcht, Unzu­läng­lich­keit usw. ver­in­ner­li­chen.

Wich­tige Modelle der Psy­cho­ana­lyse sind:

a) Das Insta­n­zen­mo­dell der Per­sön­lich­keit

Freud teilt die mensch­li­che Psy­che in ver­schie­dene Teile ein, die alle unter­schied­li­che Auf­ga­ben wahr­neh­men. Die Haupt­be­stand­teile die­ses so genann­ten psy­chi­schen Appa­ra­tes bezeich­nete er als das ICH, das ÜBER-ICH und das ES. Das Es ist der Trieb­pol der Per­sön­lich­keit. Seine Inhalte sind unbe­wusst und zu einem Teil ver­erbt und ange­bo­ren und zu einem ande­ren Teil erwor­ben und ver­drängt. Der Bereich des Es ist dem Unbe­wuss­ten zuzu­ord­nen. Von ihm gehen Wün­sche, Begier­den und Trie­bansprü­che aus, die dar­auf drän­gen aus­ge­lebt zu wer­den. Für Freud ist es das Haup­tre­ser­voir psy­chi­scher Ener­gie. Es lässt sich in Kon­flikt mit dem Ich und dem Über-Ich ein.

Aus dem Es ent­wi­ckelt sich das Ich. Es ent­steht aus der Not­wen­dig­keit, zwi­schen den Ten­den­zen des Es nach Ver­wirk­li­chung und den tat­säch­li­chen Mög­lich­kei­ten, diese zu ver­wirk­li­chen, zu ver­mit­teln. Das Ich muss einen Gleich­ge­wichts­zu­stand her­stel­len. Es muss dafür sor­gen, dass die Ansprü­che aus dem Es, aus dem Über-Ich und aus der Rea­li­tät in Über­ein­stim­mung gebracht wer­den. Es ist abhän­gig von den Ansprü­chen des Es, von den Befeh­len des Über-Ich und von den For­de­run­gen der Rea­li­tät. Es ist ein Mitt­ler der Inter­es­sen der gan­zen Per­son.

Bei die­ser Regu­la­tion des Ich kom­men spe­zi­fi­sche Mecha­nis­men zum Tra­gen, die sich in der psy­cho­ana­ly­ti­schen The­o­rie Abwehr­me­cha­nis­men nen­nen. In einem neu­ro­ti­schen Kon­flikt stellt das Ich den Abwehr­pol der Per­sön­lich­keit dar. Es ver­wen­det eine Reihe von Abwehr­me­cha­nis­men, die ein­set­zen, wenn ein Gefühl wahr­ge­nom­men wird, das Unlust erzeu­gen könnte. Das Ich erfasst und beein­flusst also Reize, um Unlust zu ver­mei­den und Lust zu ermög­li­chen. Seine Abwehr­ope­ra­ti­o­nen sind zum größ­ten Teil unbe­wusst. Den Bedürf­nis­sen und Ten­den­zen des Es zu fol­gen nannte Freud das Lust­prin­zip, wohin­ge­gen das Ich das Rea­li­täts­prin­zip ver­kör­pert.

Der wei­tere Bereich ist das Über-Ich. Er ist die mora­li­sche Instanz, die über das Ich wacht, es lei­tet und sich ihm ent­ge­gen­stellt. Seine Rolle ist ver­gleich­bar mit der eines Rich­ters oder Zen­sors des Ichs. Funk­ti­o­nen des Über-Ichs sind nach Freud die des Gewis­sens, die Selbst­be­ob­ach­tung und die Ide­al­bil­dung. Das Über-Ich bil­det die Ver­in­ner­li­chung der elter­li­chen For­de­run­gen und Ver­bote.

Die Ein­zel­hei­ten der Bezie­hung zwi­schen Ich und Über-Ich kann man auf das Ver­hält­nis des Kin­des zu sei­nen Eltern zurück­füh­ren.

b) Das Trieb­mo­dell und das Pha­sen­mo­dell der Trie­b­ent­wick­lung

Die Bedürf­nisse des Es erzeu­gen Span­nung (Bedürf­niss­pan­nung), die Freud die Triebe nennt. Er unter­schei­det grund­sätz­lich den Selbs­t­er­hal­tungs- und den Todes­trieb. Wäh­rend der Selbs­t­er­hal­tungs­trieb das Über­le­ben zu sichern sucht, zielt der Todes­trieb auf Auf­lö­sung und Zer­stö­rung. Aus der Mischung der bei­den, erge­ben sich die ver­schie­de­nen Triebe, die das mensch­li­che Leben bestim­men.

Die Ener­gie, die hin­ter dem Über­le­ben­s­trieb steht, nannte Freud die Libido. Die Libido ist eine Quelle der kör­per­li­chen Erre­gung, und es ent­steht so genannte Span­nungs­ener­gie. Ziel ist es, diese Span­nungs­ener­gie abzu­füh­ren..

Die Per­sön­lich­keit ent­wi­ckelt sich über Pha­sen, wobei die psy­cho­se­xu­el­len Ent­wick­lungs­pha­sen der frü­hen Kind­heit die wich­tigs­ten sind (orale, anale, geni­tale Phase). Kann eine die­ser Pha­sen mit ihren spe­zi­fi­schen Anfor­de­run­gen nicht bewäl­tigt wer­den, hat das Aus­wir­kun­gen auf das gesamte wei­tere Leben. Die jeweils pha­sen­be­stim­men­den Anfor­de­run­gen müs­sen bewäl­tigt und die neu erwor­be­nen Fähig­kei­ten in die Per­sön­lich­keit inte­griert wer­den und eine so genannte funk­ti­o­nale Ein­heit bil­den. Gelingt das nicht, d.h. wer­den die pha­sen­spe­zi­fi­schen Ent­wick­lungs­auf­ga­ben nicht bewäl­tigt, kommt es zu Beein­träch­ti­gun­gen und Fehl­ent­wick­lun­gen. Fehl­ent­wick­lun­gen ver­hin­dern das nor­male Durch­lau­fen der fol­gen­den Phase, was sich folg­lich auf alle wei­te­ren Pha­sen aus­wirkt. Dem­ent­spre­chend sind Stö­run­gen der Per­sön­lich­keits­ent­wick­lung um so aus­ge­präg­ter, je frü­her die Fehl­ent­wick­lung ein­ge­tre­ten ist. Eine gesunde Per­sön­lich­keit kann sich nur ent­wi­ckeln, wenn alle Pha­sen bewäl­tigt wer­den konn­ten. Eine gesunde Ent­wick­lung in dem Sinne, dass alle pha­sen­spe­zi­fi­schen Anfor­de­run­gen bewäl­tigt wer­den konn­ten, ist für das Kind nur dann mög­lich, wenn die Eltern (oder die ent­spre­chen­den Dau­e­r­be­zugs­per­so­nen) seine Grund­be­dürf­nisse nach Liebe, Gebor­gen­heit, Sicher­heit, Beach­tung, Aner­ken­nung und Erfolg befrie­di­gen.

c) Das Kon­zept der psy­chi­schen Abwehr­me­cha­nis­men

Zur Bewäl­ti­gung trau­ma­ti­sie­ren­der oder ein­fach nur unan­ge­neh­mer Situa­ti­o­nen, zur Angst- und Kon­flikt­be­wäl­ti­gung ste­hen der mensch­li­chen Psy­che Funk­ti­o­nen zur Ver­fü­gung, die in der psy­cho­ana­ly­ti­schen The­o­rie als Abwehr­me­cha­nis­men bezeich­net wer­den. Abwehr­me­cha­nis­men kann man auch als unbe­wusste psy­chi­sche Funk­ti­o­nen der Ver­hal­tens­kon­trolle bezeich­nen. Sie die­nen der Anpas­sung. Es kann dabei zu rea­li­täts- und ich- gerech­ten Ergeb­nis­sen kom­men, aber auch zu Ergeb­nis­sen, die die Rea­li­tät ver­zer­ren und/ oder ich-beein­träch­ti­gend sind. Abwehr­me­cha­nis­men sind in der Psy­cho­ana­lyse defi­niert als Mus­ter von Gefüh­len, Gedan­ken oder Ver­hal­tens­wei­sen, die bei der Wahr­neh­mung psy­chi­scher Bedro­hung, ohne bewusste Steu­e­rung, auf­tau­chen. Man kann sie als psy­chi­sche Schutz­me­cha­nis­men bezeich­nen, da sie ein­ge­setzt wer­den, um angst­be­setzte und angst­aus­lö­sende Momente leich­ter ertra­gen zu kön­nen. Sie sind lebens­not­wen­dig und die­nen der Iden­ti­täts­ba­lance. "Sie wer­den auf der Basis von Anla­gen von frü­her Kind­heit an zur Bewäl­ti­gung von Kon­flik­ten und Ängs­ten gelernt und ein­ge­übt. Erst in ihren Über­stei­ge­run­gen wer­den sie krank­haft, engen ein, bedro­hen Ent­wick­lung, Selbst­wer­dung und Lebens­ge­stal­tung" (Mysch­ker, 1996, S. 91).

Freud sprach zunächst nur gleich­set­zend von Abwehr und Ver­drän­gung, Anna Freud sprach in Bezug auf die Erkennt­nisse ihres Vaters bereits von zehn Abwehr­me­cha­nis­men, und die ame­ri­ka­ni­sche Ver­ei­ni­gung der Psych­i­a­ter nennt gegen­wär­tig 18 Abwehr­me­cha­nis­men (z.B. Aus­agie­ren, Pro­jek­tion, Unter­drü­ckung, Ver­leug­nung, usw.).

 

Klassische Psychoanalyse

Das psy­cho­ana­ly­ti­sche Stan­dard­ver­fah­ren ist noch heute als For­schungs- und The­ra­pi­e­in­stru­ment von Bedeu­tung. Die klas­si­sche Psy­cho­ana­lyse dau­ert meh­rere Jahre und bein­hal­tet häu­fige Sit­zun­gen (vier Stun­den pro Woche). Es wird vor allem bei schwe­ren neu­ro­ti­schen Stö­run­gen ange­wen­det. Dar­über hin­aus muss sich jeder ange­hende Psy­cho­ana­ly­ti­ker im Rah­men einer Lehr­ana­lyse mit die­sem Ver­fah­ren ver­traut machen. Ziel die­ses Stan­dard­ver­fah­rens ist es, mit Hilfe des sich ein­stel­len­den Rück­schrit­tes auf kind­li­che Bezie­hungs­mus­ter und kind­li­cher Art des Erle­bens, ver­gan­gene Kon­flikte, die als trau­ma­tisch erlebt wur­den, wie­der dem bewuss­ten Erle­ben zugäng­lich zu machen, damit sie dann bei der erwach­se­nen Per­son ange­mes­sen gelöst wer­den kön­nen. Erreicht wird dies weit­ge­hend durch die sich ein­stel­len­den Über­tra­gun­gen, sowie der sich ein­stel­len­den Gegen­über­tra­gun­gen auf Sei­ten des The­ra­peu­ten, wobei viele Wider­stände bea­r­bei­tet wer­den müs­sen, was einen Groß­teil der ana­ly­ti­schen Arbeit aus­macht.

 

Psychoanalyse im Wandel

Bei der psy­cho­ana­ly­ti­schen The­ra­pie geht es immer um die Erfor­schung einer ein­ma­li­gen Lebens­ge­schichte eines bestimm­ten Men­schen. Das the­o­re­ti­sche Wis­sen ist dabei nur ein Inter­pre­ta­ti­ons­lei­t­fa­den. Das the­o­re­ti­sche Wis­sen ermög­licht eine erste Annä­he­rung an die ver­wir­rende Viel­falt von Äuße­run­gen und Mit­tei­lun­gen und Ein­fäl­len eines Men­schen, der sich in einer psy­cho­ana­ly­ti­schen The­ra­pie befin­det. Erst der psy­cho­ana­ly­ti­sche The­ra­pie­pro­zess, in dem sowohl vom Ana­ly­ti­ker, als auch vom Pati­en­ten spe­zi­fi­sche Leis­tun­gen erbracht wer­den müs­sen, macht es mög­lich, immer genauer zu ver­ste­hen, warum gerade die betref­fende Per­son an die­ser einen und kei­ner ande­ren Stö­rung lei­det. "Um zu einem ande­ren Erle­ben zu gelan­gen, müs­sen Schritt für Schritt Erleb­nis­zu­sam­men­hänge [ver­stan­den wer­den. Der Pati­ent muss dar­über hin­aus in die Lage ver­setzt wer­den, sich] auf die dabei ent­ste­hen­den schmerz­li­chen, aber auch befrei­en­den Affekte gefühls­mä­ßig ein­zu­las­sen. Freud sah es als Ziel der Ana­lyse an, dass der Pati­ent wie­der oder viel­leicht erst­ma­lig genuss-, arbeits- und lie­bes­fä­hig wird, was nicht gleich­be­deu­tend ist mit kon­flikt­frei" (Mer­tens, 1991, S. 23).

In dem lan­gen Beste­hen der Psy­cho­ana­lyse hat sie sich als The­o­rie und auch als Behand­lungs­me­thode stets gewan­delt und wei­ter­ent­wi­ckelt. Sowohl neue the­o­re­ti­sche Erkennt­nisse und Behand­lungs­tech­ni­ken, als auch Erkennt­nisse aus der prak­ti­schen Arbeit boten Anlass zu Ergän­zun­gen und Ver­än­de­run­gen des The­o­rie­ge­bäu­des.

In den Mit­tel­punkt des prak­ti­schen psy­cho­ana­ly­ti­schen Inter­es­ses ist die Fra­ge­stel­lung gerückt, wie ein Kind sich seine Umwelt aneig­net. Es geht also auch um die Wech­sel­be­zie­hung zwi­schen Kind und Umwelt. Für die psy­cho­ana­ly­ti­sche Pra­xis bedeu­tet das, dass nicht mehr nur nach einem schä­di­gen­den Trauma gesucht wird. Die Auf­merk­sam­keit gilt nicht mehr nur die­sem einen bestim­men­den Trauma, son­dern Phan­tasien und Erin­ne­run­gen, die der Pati­ent mit Hilfe der Methode der freien Asso­zia­tion schil­dert. "Dabei hat der Psy­cho­ana­ly­ti­ker die Auf­gabe, aus den mehr oder weni­ger offe­nen und frei­mü­ti­gen Äuße­run­gen all­mäh­lich ein Modell der bewuss­ten und unbe­wuss­ten Motive, Ein­stel­lun­gen und Hand­lungs­in­ten­ti­o­nen des Ana­ly­san­den zu ent­wer­fen, um auf diese Weise bis­lang uner­kannte Sinn­zu­sam­men­hänge zwi­schen unbe­wuss­ten Phä­no­me­nen und neu­ro­ti­schen Sym­pto­men zu ent­de­cken" (a.a.O., S. 25).

Zu Beginn des Jahr­hun­derts war die Psy­cho­ana­lyse eher mit trieb­mä­ßi­gen Phä­no­me­nen befasst, ver­än­derte sich mit der Erfor­schung erkennt­nis­mä­ßi­ger Leis­tun­gen des Men­schen und führte zur genau­e­ren Her­aus­a­r­bei­tung bestimm­ter Abwehr­me­cha­nis­men (z.B. Ver­leug­nung, Pro­jek­tion, Ver­drän­gung, Rati­o­na­li­sie­rung). Es galt nun viel­mehr, sich mit den ver­schie­de­nen Abwehr­me­cha­nis­men und den Moti­ven für diese Abwehr aus­ein­an­der­zu­set­zen. Dies führte zu der ana­ly­ti­schen Tech­nik der Wider­stands­ana­lyse, die neben dem Umgang mit Über­tra­gung und Gegen­über­tra­gung noch zu den wich­tigs­ten Bestand­tei­len der psy­cho­ana­ly­ti­schen The­ra­pie zählt.

Die Psy­cho­ana­lyse rich­tet durch die Berück­sich­ti­gung von Über­tra­gung und Gegen­über­tra­gung ihr Augen­merk auf die Bezie­hung zwi­schen The­ra­peut und Pati­ent. Der The­ra­peut ach­tet nicht nur dar­auf, was der Pati­ent sagt, son­dern beob­ach­tet auch den lang­sa­men Bezie­hungs­auf­bau zwi­schen sich und dem Pati­ent. Fast alle The­men und auch die Art und Weise, wie der Pati­ent dar­über spricht, haben mit sei­ner Bezie­hung zum The­ra­peu­ten zu tun.

"In der heu­ti­gen Psy­cho­ana­lyse geht es also nicht mehr aus­schließ­lich darum, Ein­sicht in längst ver­gan­gene, lebens­ge­schicht­li­che Kon­flikt­zu­sam­men­hänge zu gewin­nen, son­dern zu einem Groß­teil um die Ana­lyse des Bezie­hungs­ge­sche­hens im Hier und Jetzt der ana­ly­ti­schen Sit­zung, was die Psy­cho­ana­lyse zu einem recht leben­di­gen Vor­gang wer­den lässt" (a.a.O., S. 26).

 

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