Fettsucht - Psychische Erkrankungen | beratung-therapie.de

Fett­sucht - Adi­po­si­tas

Ent­ste­hung und Behand­lung

Fettsucht

"Fett­sucht ist durch die über­mä­ßige Anhäu­fung von Fett im Kör­per cha­rak­te­ri­siert. Gewöhn­lich spricht man von Fett­sucht, wenn das Kör­per­ge­wicht das Stan­dard­ge­wicht der Größe-Gewicht­s­ta­bel­len um 20% über­steigt. Aber die­ser Index für Fett­sucht stimmt bei mäßi­gem Über­ge­wicht nur unge­fähr. In Zukunft wird die Dia­gnose wahr­schein­lich auf neu­e­ren und genau­e­ren Metho­den, das Kör­per­fett zu mes­sen, basie­ren. Einst­wei­len ist die sim­ple Regel: >>Men­schen, die fett aus­se­hen, sind fett<<, für die meis­ten kli­ni­schen Zwe­cke aus­rei­chend" (Uex­küll, S. 511).

Cha­rak­te­ris­tisch für Fett­süch­tige ist, dass ihr Sät­ti­gungs­ge­fühl beein­träch­tigt ist. Sie kla­gen dar­über, dass sie nicht auf­hö­ren kön­nen zu essen. Es kommt dage­gen sel­ten vor, dass Fett­süch­tige über eine über­mä­ßige Gier zu essen berich­ten. Doch sie schei­nen unge­mein ver­führ­bar zum essen zu sein und kön­nen nicht auf­hö­ren, solange Nah­rung ver­füg­bar ist.

 

Entstehungsbedingungen der Fettsucht (Adipositas)

 

Das Ergeb­nis einer 1975 in den USA durch­ge­führ­ten Stu­die (Mid­town-Man­hat­tan-Stu­die) ent­hüllte einen star­ken Ein­fluss sozi­a­ler Fak­to­ren auf die Häu­fig­keit von Fett­sucht in der Bevöl­ke­rung. Den größ­ten Ein­fluss hatte die Zuge­hö­rig­keit zu der sozi­a­len Schicht. Je gerin­ger der sozi­ale Sta­tus einer Bevöl­ke­rungs­gruppe, desto häu­fi­ger tritt Fett­sucht auf. Dar­über hin­aus zeigt sich bei Ver­glei­chen zwi­schen den Geschlech­tern immer wie­der eine höhere Häu­fig­keit von Fett­sucht bei Frauen. Es wird ver­mu­tet, dass der Häu­fig­keits­gip­fel für Fett­sucht für Män­ner und Frauen bei 40 Jah­ren liegt. Diese Ergeb­nisse gel­ten aller­dings nur in den west­li­chen Indus­trie­ge­sell­schaf­ten. Es gibt Kul­tu­ren, in denen ein wach­sen­der Lebens­stan­dard mit stei­gen­dem Kör­per­ge­wicht ver­bun­den ist.

Fest­zu­hal­ten ist, dass Fett­sucht in unge­wöhn­li­chem Maß durch die Umge­bung bestimmt wird.

 

Körperliche Aktivität und Fettsucht

 

In den west­li­chen Indus­trie­ge­sell­schaf­ten scheint ein Man­gel an kör­per­li­cher Bewe­gung am meis­ten dazu bei­zu­tra­gen, dass die Fett­sucht in der Wohl­stands­ge­sell­schaft zu einem öffent­li­chen Gesund­heits­pro­blem gewor­den ist. "Das ame­ri­ka­ni­sche Volk ist in den letz­ten 70 Jah­ren bei einer Ernäh­rung fett gewor­den, die um 1000 Kalo­rien redu­ziert wurde. Die Ursa­che dafür ist ver­min­derte kör­per­li­che Akti­vi­tät" (Uex­küll, 1979, S. 516). Der Man­gel an kör­per­li­cher Bewe­gung ver­ur­sacht aber nicht nur eine Ver­min­de­rung des Ener­gie­ver­brauchs, son­dern kann auch begüns­ti­gen, dass mehr Nah­rung auf­ge­nom­men wird, wenn die kör­per­li­che Bewe­gung unter ein bestimm­tes Niveau absinkt. Bei der Behand­lung von Fett­süch­ti­gen könnte man also einen Fort­s­chritt erzie­len, indem man ihre kör­per­li­che Akti­vi­tät auf ein Niveau bringt, auf dem wie­der nor­male Regu­la­ti­ons­me­cha­nis­men zwi­schen Nah­rungs­auf­nahme und kör­per­li­cher Bewe­gung zu wir­ken begin­nen.

 

Emotionale Faktoren und Fettsucht

 

Fett­sucht ist eine der ers­ten Stö­run­gen, der man psy­cho­so­ma­ti­sche Ursa­chen zuge­schrie­ben hat. Grund dafür ist, dass viele Fett­süch­tige berich­ten, dass sie in Situa­ti­o­nen, in denen sie sich see­lisch beun­ru­higt füh­len, oder kurz danach, zuviel zu essen, was aber zunächst nicht spe­zi­fisch für Fett­süch­tige ist. "Lang­zeit­be­richte über Zusam­men­hänge zwi­schen emo­ti­o­na­len Fak­to­ren und Fett­sucht schei­nen spe­zi­fi­scher, Fett­süch­tige ver­lie­ren häu­fig viel an Gewicht, wenn sie sich ver­lie­ben, und neh­men an Gewicht zu, wenn sie einen gelieb­ten Men­schen ver­lie­ren" (Uex­küll, 1979, S. 517). Diese Ver­än­de­run­gen ereig­nen sich völ­lig unbe­ein­flusst durch den Wil­len, sogar außer­halb jeder Mög­lich­keit der Kon­trolle.

Doch für Fett­sucht lässt sich kein ein­heit­li­ches Krank­heits­bild ent­wer­fen, und es gibt sogar nur zwei emo­ti­o­nale Stö­run­gen, für die man eine spe­zi­fi­sche Bezie­hung zur Fett­sucht auf­zei­gen konnte:

  1. Die Hyper­pha­gie-Syn­drome (das Über­es­sen)

    Die über­zeu­gends­ten Hin­weise dafür, dass emo­ti­o­nale Fak­to­ren Fett­sucht beein­flus­sen, fin­den sich bei zwei klei­nen Unter­grup­pen Fett­süch­ti­ger. Beide fal­len durch unnor­male und unver­än­der­li­che Ver­hal­tens­mus­ter ihrer Nah­rungs­auf­nahme auf.

    1. circa 10% der Fett­süch­ti­gen (haupt­säch­lich Frauen) zei­gen das Syn­drom nächt­li­chen Essens (night-eating syn­drom). Cha­rak­te­ris­tisch ist die Appe­tit­lo­sig­keit am Mor­gen und das Über­es­sen und die Schlaf­lo­sig­keit am Abend. "Das Syn­drom scheint durch Stress-Situa­ti­o­nen aus­ge­löst zu sein, und ten­diert, wenn es ein­mal da ist, bis zur Lösung des Stress, zu täg­li­chen Wie­der­ho­lun­gen. Ver­su­che, das Gewicht zu redu­zie­ren, solange das Syn­drom besteht, haben unge­wöhn­lich dürf­tige Ergeb­nisse und kön­nen sogar zu erns­te­ren psy­cho­lo­gi­schen Stö­run­gen füh­ren" (Uex­küll, 1979, S. 518).
    2. bei weni­ger als 5% der Fett­süch­ti­gen fin­det sich das Syn­drom der Fres­sor­gien (binge eating). Es ist eines der sel­te­nen Aus­nah­men von dem Mus­ter des gestör­ten Sät­ti­gungs­ge­fühls. Cha­rak­te­ris­tisch ist das plötz­li­che zwang­hafte Ver­schlin­gen gro­ßer Men­gen von Nah­rung in sehr kur­zer Zeit. Dar­auf folgt meis­tens eine große Erre­gung und Selbst­ver­dam­mung. Die­ses Syn­drom scheint eben­falls eine Reak­tion auf Stress zu sein, doch tre­ten diese Fres­sor­gien nicht peri­odisch auf, son­dern sind häu­fig mit einem aus­lö­sen­den Ereig­nis ver­bun­den. Das Gewicht kann häu­fig durch strenge Diä­ten redu­ziert wer­den, doch wird das Ergeb­nis meist durch einen Rück­fall zunichte gemacht.
  2. Stö­rung des Kör­per­sche­mas (body-image)

    Hier ist cha­rak­te­ris­tisch, dass der Fett­süch­tige sei­nen Kör­per als gro­tesk und ekel­er­re­gend emp­fin­det. Dar­über hin­aus hat er das Gefühl, von ande­ren mit Feind­se­lig­keit und Ver­ach­tung betrach­tet zu wer­den. Diese Gefühle sind eng ver­bun­den mit extre­mer Unsi­cher­heit und gestör­tem sozi­a­len Ver­hal­ten. Diese Stö­rung fin­det sich nur bei einer Min­der­heit von Fett­süch­ti­gen, die emo­ti­o­nal gestört sind (nur bei neu­ro­tisch Fett­süch­ti­gen) und auch nur bei sol­chen, die schon seit der Kind­heit fett­süch­tig sind.

 

Die Behandlung von Fettsucht - Allgemeine Probleme

 

"Wenn sozi­ale Fak­to­ren für die weite Ver­brei­tung und stän­dige Zunahme der Fett­sucht in der west­li­chen Welt mit­ver­ant­wort­lich sind, dann müsste es mög­lich sein, diese Fak­to­ren auch für eine Behand­lung der Fett­sucht zu nut­zen" (Uex­küll, S. 515). Behand­lun­gen, die sich auf die reine Gewichts­ab­nahme kon­zen­trie­ren, zei­gen eine sehr nied­rige Erfolgs- und eine sehr hohe Abbruch­rate, und die meis­ten, die Gewicht ver­lie­ren, neh­men es wie­der zu. Dar­über hin­aus hat es sich gezeigt, dass bei ambu­lant behan­del­ten Fett­süch­ti­gen, im Rah­men ihrer Diät­maß­nah­men oder Fas­ten­ku­ren emo­ti­o­nale Sym­ptome, wie z.B. Ner­vo­si­tät, Schwä­che, Reiz­bar­keit, Übel­keit, Depres­si­o­nen und Zunahme von Angst, auf­tre­ten. (keine bes­sere Methode bekannt). Es ist wich­tig, dass der The­ra­peut sich bewusst macht, dass Fett­süch­tige häu­fig das Opfer von Dis­kri­mi­nie­run­gen sind. Er muss sich fra­gen, ob er sei­nen Pati­en­ten einer wei­te­ren Belas­tung aus­set­zen kann. Die bes­ten Lang­zeit­wir­kun­gen wur­den mit einer aus­ge­wo­ge­nen Diät und über­all erhält­li­chen Lebens­mit­teln erzielt.

 

Neuere berechnung des BMI (body mass index)

 

"Ob Sie das Ide­al­ge­wicht errei­chen, kön­nen Sie leicht selbst berech­nen. Der Body Mass Index (BMI) gibt dabei Aus­kunft über den Ernäh­rungs­zu­stand. Der Berech­nung liegt zugrunde, dass das Kör­per­ge­wicht in Rela­tion zur Kör­per­größe gesetzt wer­den sollte. Die For­mel lau­tet

Gewicht in Kilo­gramm (Kg)/ Kör­per­größe (m) ²

Um Ihnen die Mühe umständ­li­cher Berech­nun­gen zu erspa­ren, fin­den Sie hier einen BMI-Rech­ner, bei dem Sie ledig­lich Ihr Gewicht und Ihre Größe ein­ge­ben müs­sen, um dann auf Tas­ten­druck Ihren per­sön­li­chen BMI zu erhal­ten. Ihr Ergeb­nis kön­nen Sie nach fol­gen­der Tabelle aus­wer­ten

Nor­mal­ge­wicht 20,0 - 24,9
Über­ge­wicht 25,0 - 29,9
Adi­po­si­tas Grad I 30,0 - 34,9
Adi­po­si­tas Grad II 35,0 - 39,9
Adi­po­si­tas Grad III > 40

Von behand­lungs­be­dürf­ti­gem Über­ge­wicht spricht man bei einem BMI über 30 mit Zusat­zer­kran­kun­gen wie hohem Blut­druck, Erhö­hung der Blut­fette, Zucker­krank­heit, Schlaf­stö­run­gen oder Arthrose der gro­ßen Gelenke (Defi­ni­tion gemäß Welt­ge­sund­heits-Orga­ni­sa­tion WHO).

 

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