Migräne - Psychische Erkrankungen | beratung-therapie.de

Migräne - Span­nungs­kopf­schmerz

Ver­brei­tung und Ursa­chen

 

Definition

 
Migräne

Unter Migräne ver­steht man Kopf­schmer­z­at­ta­cken, die wie­der­holt anfalls­ar­tig auf­tre­ten und meist eine Kopf­seite betref­fen. Beglei­tet wer­den diese Schmer­zen oft von Seh­stö­run­gen und Stö­run­gen des Magen-Darm-Berei­ches. Es wer­den grob zwei For­men der Migräne unter­schie­den: Span­nungs­kopf­schmerz ("com­mon migraine") und Migräne im enge­ren Sinne ("clas­si­cal migraine", "migraine accom­pa­gnée").


 

Krankheitsbild

 

Bei der Beschrei­bung des Krank­heits­bil­des soll hier zwi­schen Span­nungs­kopf­schmerz und Migräne im enge­ren Sinne unter­schie­den wer­den.

 

Spannungskopfschmerz

 

Beim Span­nungs­kopf­schmerz han­delt es sich um einen meist lang­sam ein­set­zen­den, schlei­chend begin­nen­den Schmerz, der beid­sei­tig - "hel­mar­tig" - den Kopf betrifft und oft auch im Nacken ange­sie­delt ist. Der Schmerz selbst wird als ste­chend oder Druck­schmerz beschrie­ben und kann tage­lang andau­ern. Seine Inten­si­tät ist zumeist mit­tel bis stark und kann auch mit Begleit­er­schei­nun­gen wie Übel­keit, Erbre­chen und Reiz­emp­find­lich­keit ein­her gehen. Das Abklin­gen des Span­nungs­kopf­schmer­zes erfolgt in der Regel lang­sam.

 

Migräne im engeren Sinne

 

Diese Art von Kopf­schmerz setzt meist plötz­lich ein oder mit dem Auf­wa­chen, wobei sein Höhe­punkt dann nach einer oder meh­re­ren Stun­den erreicht ist und bis zu 12 Stun­den (in sehr schwe­ren Fäl­len sogar meh­rere Tage) anhal­ten kann. Der Schmerz klingt dann rasch wie­der ab oder erst im Schlaf. Die Beschwer­den begin­nen zumeist halb­sei­tig und brei­ten sich von der Schlä­fen­ge­gend über eine Schä­del­hälfte oder den gesam­ten Schä­del aus. Sie wer­den als klop­fend, pul­sie­rend, boh­rend, häm­mernd oder häm­mernd-pochend beschrie­ben und mög­li­cher­weise durch opti­sche oder akus­ti­sche Reize noch ver­stärkt. Die Schmer­zin­ten­si­tät ist stark bis uner­träg­lich und wird von Übel­keit und Erbre­chen sowie Reiz­emp­find­lich­keit beglei­tet. Betrof­fene zie­hen sich bei Migrä­ne­an­fäl­len zurück, ver­dun­keln ihre Zim­mer und haben den Wunsch allein zu sein. Zwi­schen den Anfäl­len sind sie zwar meist beschwer­de­frei, die Atta­cken las­sen zunächst aber nach­hal­len­den Kopf­schmerz und auch ver­än­derte Stim­mung zurück.

 

Krankheitsverbreitung

 

Eine genaue Benen­nung von Zah­len in die­sem Zusam­men­hang ist äußerst schwie­rig, da man von einer beson­ders hohen Dun­kel­zif­fer aus­ge­hen kann, geschätzt wer­den aber etwa 20% der Bevöl­ke­rung, wobei Frauen öfter betrof­fen zu sein schei­nen als Män­ner. Etwa 6-8% der Bevöl­ke­rung neh­men wegen Migrä­ne­be­schwer­den the­ra­peu­ti­sche Hilfe in Anspruch.

 

Hintergrund

 

Als bio­lo­gi­sche Ursa­che des Span­nungs­kopf­schmer­zes und der Migräne im enge­ren Sinne wird eine über­mä­ßige Anspan­nung der Mus­ku­la­tur im Schul­ter- Nacken- und Kopf­be­reich ange­se­hen. Die Beschwer­den, die hier­aus erwach­sen und enorm schmerz­haft sein kön­nen, wer­den auf Gefä­ß­krämpfe der gro­ßen Kopf­ar­te­rien zurück­ge­führt. Diese Krämpfe ste­hen in einem engen Zusam­men­hang mit einem stän­dig ange­spann­ten Bewe­gungs­ap­pa­rat und bei­des zusam­men in Bezie­hung zur see­li­schen Ver­fas­sung (über das vege­ta­tive Ner­ven­sys­tem).

 

Verschiedene Aspekte der psychosomatischen Krankheitsursachen

 

Aus psy­cho­so­ma­ti­scher Per­spek­tive wird die Organ­wahl "Kopf" ("höchs­ter" Teil des Kör­pers) zumeist mit inne­ren und äuße­ren Leis­tungs­kon­flik­ten in Zusam­men­hang gebracht, die aus über­höh­ten Ansprü­chen an das eigene Ver­mö­gen resul­tie­ren. Oft wur­den bei Migrä­ne­pa­ti­en­ten sehr hohe Erwar­tun­gen an Erfolg und Aner­ken­nung beob­ach­tet, deren Ent­täu­schung beson­ders dann vor­pro­gram­miert schei­nen, wenn Schuld­ge­fühle bei der Ent­fal­tung eine Behin­de­rung dar­stel­len. Es ließ sich fest­stel­len, dass Migrä­ne­pa­ti­en­ten beson­ders häu­fig aus Fami­lien stam­men, in denen sehr hoher Wert auf Ver­stand und Leis­tung gelegt wurde. Vor die­sem Hin­ter­grund kann das Pro­blem ent­ste­hen, dass Kin­der die Erfah­rung machen, nicht um ihret­wil­len, son­dern haupt­säch­lich wegen ihrer rati­o­na­len Leis­tun­gen geliebt zu wer­den. Dadurch kann es pas­sie­ren, dass sie sich mit dem Leis­tungs­kon­zept der Eltern immer mehr iden­ti­fi­zie­ren und den star­ken äuße­ren Druck ver­in­ner­li­chen. Dar­aus folgt oft­mals eine Unfä­hig­keit, sich effek­tiv zu ent­span­nen oder zu geni­e­ßen. Der eigene Kopf wird unter Druck gesetzt und Anstren­gun­gen wer­den von ihm ver­langt, die ihn über­for­dern, man "zer­bricht sich den Kopf" und "zer­mar­tert sich das Hirn".

 

Erkrankungssituationen

 

Neben Leis­tungs­druck und Über­for­de­rung (viel und ohne Erfolg arbei­ten), kön­nen auch Auf­stiegs­si­tua­ti­o­nen (beruf­li­cher und gesell­schaft­li­cher Art) und Unver­ein­bar­keit von Leis­tungs­wün­schen und Nicht­leis­ten­dür­fen, sowie ver­drängte und / oder auf­ge­staute Wut zu Migrä­ne­an­fäl­len füh­ren. Es wurde auch beob­ach­tet, dass nach Errei­chen eines Ziels, wel­ches gro­ßer Anstren­gun­gen bedurfte, die Schmer­zen ein­set­zen, so dass in die­sem Fall die begin­nende Ent­span­nungs­si­tua­tion zum Aus­lö­ser wird.

 

Fallbeispiel nach Klußmann (1992)

 

Kluß­mann (1992) beschreibt eine 34jäh­rige Sekre­tä­rin, die seit einem Jahr an Kopf­schmer­zen (am Hin­ter­kopf und an der Stirn) litt, die sich in den letz­ten 6 Wochen ver­schlim­mert hat­ten.

Sie beschrieb sich selbst als Kind, wel­ches "uner­wünscht" auf die Welt gekom­men war und von einem "kor­rek­ten" stren­gen Vater und von einer ver­ständ­nis­vol­len, aber sehr "ordent­li­chen" Mut­ter erzo­gen wurde. In ihrem Zuhause hät­ten beson­ders Leis­tung und "ein in jeder Hin­sicht sau­be­res Auf­tre­ten" gezählt. Ein aktu­el­ler Kon­flikt hatte sich dar­aus erge­ben, dass ihr Mann (selb­stän­di­ger Kauf­mann), mit dem sie seit 12 Jah­ren ver­hei­ra­tet war, ins Kran­ken­haus musste, wo er wegen eines Band­schei­ben­lei­dens ope­riert wurde. Bis­her hatte sie sich aus den geschäft­li­chen Ange­le­gen­hei­ten ihres Man­nes her­aus­ge­hal­ten und sich statt­des­sen um den Haus­halt geküm­mert und "alles pein­lich genau in Ord­nung gehal­ten". Als sie den Bau eines eige­nen Hau­ses began­nen, war alles "kaum zu schaf­fen" gewe­sen. Seit dem ihr Mann aber im Kran­ken­haus ist, fühlt sie sich gänz­lich über­for­dert, da alles auf ihr "las­tet" (Geschäft, Haus­halt, Haus­bau), und sie lei­det unter sehr star­ken Kopf­schmer­zen, die sich nur dann etwas bes­sern, wenn sie liegt. Die geschil­derte Über­for­de­rungs­si­tua­tion ergibt sich also aus ihrem eige­nen hohen Anspruchs­ni­veau und der Tat­sa­che, dass sie sich mit dem beruf­li­chen und finan­zi­el­len Erfolg ihres Man­nes in einer Auf­stiegs­po­si­tion befin­det, an der sie mit hohem Ein­satz mit­wirkt, jedoch Ver­sa­gen­sängste ihr "Kopf­schmer­zen berei­ten".

 
 

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