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Depres­sion und depres­sive Ver­stim­mung

Sym­ptome, Ursa­chen und Behand­lung

 
 

Depression und depressive Verstimmung - Einleitung

 
Depression

Depres­sive Ver­stim­mun­gen sind den meis­ten aus ihrer eige­nen Erfah­rung bekannt. Fast jeder kennt das Gefühl der Nie­der­ge­schla­gen­heit, z.B. beim Ver­lust eines engen Freun­des oder Ver­wand­ten, sei es durch Tod oder durch Tren­nung oder ein­fach durch eine große räum­li­che Distanz, nach einer ver­patz­ten Prü­fung, beim Ver­lust der Arbeits­stelle usw. Jeder kennt Pha­sen, in denen er sich leer, pas­siv, trau­rig und lust­los fühlt und die meis­tens mit einer Schwä­chung des Selbst­be­wußt­seins ein­her­ge­hen.

Fast jeder Fünfte lei­det irgend­wann in sei­nem Leben unter einer depres­si­ven Peri­ode. Bei gut der Hälfte die­ser Per­so­nen wird die depres­sive Stö­rung so schwer, daß eine Behand­lung erfor­der­lich wird.

 

In 4 Schritten Depressionen abbauen

Das zum Download angebotene Übungsmodul dient dazu, depressive Verstimmungen und Niedergeschlagenheit mit Hilfe eines logisch in Einzelschritten aufgebauten Lernprogrammes abzubauen und besser damit umzugehen. Die ersten drei Schritte beschreiben die allgemeinen Inhalte des Lernprogrammes und sind Voraussetzung für Schritt 4, wo speziell das Thema "Depression und Niedergeschlagenheit" bearbeitet wird.

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Welche Symptome zeigt eine Depression?

 

Die Sym­ptome einer depres­si­ven Stö­rung kön­nen sich in ver­schie­de­nen Berei­chen des mensch­li­chen Erle­bens und Ver­hal­tens zei­gen.

Auf der Gefühl­s­ebene zeigt sich eine Depres­sion durch gedrückte Stim­mung - ein depres­si­ver Mensch fühlt sich nie­der­ge­schla­gen. Er ist mut- und hoff­nungs­los und fühlt sich wert- und nutz­los. Er kann nichts geni­e­ßen. Es erfasst ihn eine all­ge­meine Lust­lo­sig­keit auch an nor­ma­le­r­weise anre­gen­den Akti­vi­tä­ten. Des­in­ter­esse an der Umwelt ist ein wei­te­res Zei­chen. Ver­bun­den mit einem Man­gel an Selbst­wert­ge­fühl ent­wi­ckelt er pes­si­mis­ti­sche Zukunfts­per­spek­ti­ven, Zukunfts­angst, die bis hin zu Selbst­mord­ge­dan­ken und auch -hand­lun­gen füh­ren kön­nen.

Auf der Hand­lungs­ebene zeigt sich Antriebs­lo­sig­keit, Apa­thie, leichte Ermüd­bar­keit und man­gelnde Ener­gie und Moti­va­tion. Die Bewe­gun­gen sind lang­sa­mer, und Rück­zug von allen sozi­a­len Akti­vi­tä­ten ist häu­fig. Der depres­sive Mensch zeigt kein Inter­esse an Hob­bys, Men­schen und all­täg­li­chen Auf­ga­ben und ist unfä­hig, auf eine freund­li­che Umge­bung emo­ti­o­nal zu rea­gie­ren.

Es sind ver­min­derte Auf­merk­sam­keits- und Kon­zen­tra­ti­ons­leis­tun­gen fest­zu­stel­len und damit ver­bun­den eine ver­min­derte Leis­tungs­fä­hig­keit und ver­lang­samte Denk­pro­zesse. Es besteht eine Nei­gung zu Selbst­vor­wür­fen und Gefüh­len der eige­nen Unfä­hig­keit - unre­a­lis­ti­sche Ein­stel­lun­gen zur eige­nen Per­son domi­nie­ren.

Auf der kör­per­li­chen Ebene ist die Depres­sion beglei­tet von Appe­tit­ver­lust, Müdig­keit, Schlaf­stö­run­gen, Ver­min­de­rung des Sexu­al­trie­bes, Gewichtsab- oder Zunahme und kör­per­li­chen Schmer­zen.

Das Ver­hal­ten ist deut­lich gekenn­zeich­net durch sozi­a­len Rück­zug. Auch zu beob­ach­ten sind ver­lang­samte moto­ri­sche Reak­ti­o­nen, ein blas­ses Aus­se­hen, gebeugte und schlaffe Hal­tung, redu­zierte Mimik und Ges­tik, lei­ses Spre­chen und ein Ver­nach­läs­si­gen der Hygi­ene.

 

Sind Sie depressiv? Machen Sie den Test!

Der Fragebogen wurde von Herrn Prof. Dr. Michael Stark aus Hamburg entwickelt und freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Er ist Chefarzt der Abt. für Psychiatrie und Psychotherapie am Krankenhaus Hamburg Rissen und forscht auf dem Gebiet unterschiedlicher psychischer Störungen.

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Beispielfall einer Depression

 

Per­sön­li­che Schil­de­rung:

"Zuerst hatte ich das Gefühl, heim­tü­ckisch von irgend­ei­nem Übel über­fal­len wor­den zu sein. Ich hatte keine Ahnung, dass ich unter einer Depres­sion, das heißt unter einer see­li­schen Stö­rung, litt. Ich wusste wohl, dass ich mich nicht gut fühlte, dass ich gedrück­ter Stim­mung war. Ich wusste, dass ich weder zu der Arbeit, mit der ich mich gerade befasste, noch zu den Men­schen, mit denen ich arbei­tete, rech­tes Ver­trauen hatte, aber ich kam nicht auf den Gedan­ken, dass ich krank sein könnte. Mor­gens fiel es mir furcht­bar schwer auf­zu­ste­hen, und abends konnte ich es gar nicht erwar­ten, wie­der ins Bett zu kom­men, obgleich ich auch nicht mehr gut schlief. ... Ich dachte, mit mir sei alles ganz in Ord­nung, meine gedrückte Stim­mung sei ledig­lich Aus­fluss irgend­ei­ner unbe­wuss­ten per­sön­li­chen Ent­täu­schung, eines Umstan­des, über den ich mir selbst nicht recht klar wer­den konnte. ... So zwang ich mich denn mona­te­lang dazu, ein tris­tes, hoff­nungs­lo­ses Leben wei­ter­zu­füh­ren, bis meine düs­tere Stim­mung sich wie­der auf­hellte. Aber selbst dann wusste ich noch nicht, dass ich krank gewe­sen war." Jos­hua Logan, The­a­ter­pro­du­zent und Regis­seur (Sny­der, 1994, S. 98)

Psy­cho­dy­na­mi­sche Annah­men:
[Psy­cho­dy­na­mik = Lehre von dem Ablauf inne­rer see­li­scher Vor­gänge]

"Eine der tra­di­ti­o­nell wich­tigs­ten psy­cho­dy­na­mi­schen Annah­men lau­tet: Hin­ter dem Sym­ptom steht der Kon­flikt... Im kli­ni­schen Bereich ist das von größ­ter Bedeu­tung; die Hypo­these vom zugrunde lie­gen­den Kon­flikt bedeu­tet: Das Sym­ptom ist nicht das Eigent­li­che, das Sym­ptom hat einen Sinn, eine Bedeu­tung, das Sym­ptom bringt etwas zum Aus­druck, das Sym­ptom wird durch etwas auf­recht­er­hal­ten; und dar­über hin­aus: das Dahin­ter­lie­gende ist schwer zugäng­lich, es ist unbe­wusst" (Rudolf, 1996, S. 113).

Bei den psy­cho­dy­na­mi­schen Annah­men sind drei Kom­po­nen­ten wich­tig:

  1. der in der Kind­heit aus­ge­löste neu­ro­ti­sche Kon­flikt (die Bezie­hungs­er­fah­run­gen des Kin­des)
  2. die Struk­tur der Per­sön­lich­keit und ihre beson­dere Anfäl­lig­keit für eine Erkran­kung
  3. die Art und Weise, Kon­flikte zu ver­a­r­bei­ten und even­tu­ell eine damit ver­bun­dene Anfäl­lig­keit für eine Erkran­kung

Ein Kon­flikt ent­steht, wenn zwei gleich starke aber ent­ge­gen­ge­setzte innere Moti­va­ti­o­nen oder die innere Moti­va­tion und die ent­ge­gen­ge­setzte äußere Rea­li­tät, zusam­men­sto­ßen.

Es gibt ver­schie­dene Stra­te­gien, mit Kon­flik­ten umzu­ge­hen. Wich­tig anzu­mer­ken ist, dass es erst beim Zusam­men­bruch der jewei­li­gen Bewäl­ti­gungs­stra­te­gie zu einer aku­ten Sym­pto­ma­tik (wie z.B. der Depres­sion, Selbst­zer­stö­rung, Sucht, Soma­ti­sie­rung etc.) kommt.

 

Ursachen und Behandlung der Depression - Grundkonflikt und psychoanalytisches Vorgehen

 

Cha­rak­te­ris­tisch für ein psy­cho­ana­ly­ti­sches Vor­ge­hen ist, dass kli­ni­sche Phä­no­mene nach dahin­ter lie­gen­den unbe­wuss­ten psy­chi­schen Kon­flik­ten und ihre psy­chi­sche Ent­wick­lungs­ge­schichte (im Gegen­satz zu orga­ni­scher Ent­ste­hungs­weise) hin unter­sucht wer­den. Hier­bei sind die frü­hen Ent­wick­lungs­ab­schnitte der Per­son und die frü­hen Stö­run­gen von gro­ßer Bedeu­tung. Es geht wesent­lich um das Zusam­men­spiel zwi­schen dem zen­tra­len frü­hen Kon­flikt in der Kind­heit und den unter­schied­lichs­ten Ver­a­r­bei­tungs­wei­sen des Kon­flik­tes. Die Art der Ver­a­r­bei­tung, d.h. die Bewäl­ti­gungs­for­men (der Ver­such mit dem Kon­flikt umzu­ge­hen) sind auch die, die unter einer Belas­tungs­si­tua­tion, denen ein Erwach­se­ner aus­ge­setzt ist, zusam­men­bre­chen kön­nen und die dann die Sym­ptome aus­lö­sen.

 

Grundkonflikt und Verarbeitung der Depression

 

Um die Krank­heit und das Zusam­men­spiel von Geist, Ent­wick­lungs­ge­schichte und Kör­per zu ver­ste­hen und vor allen Din­gen um psy­cho­the­ra­peu­tisch wirk­sam dage­gen ange­hen zu kön­nen, ist es wich­tig, den Zusam­men­hang zwi­schen einem Kon­flikt, der in der frü­hen Kind­heit aus­ge­löst wurde (aber heute noch Aus­wir­kun­gen hat) und der indi­vi­du­el­len Art und Weise, in der ein Mensch im Laufe sei­ner Ent­wick­lung gelernt hat, mit die­sem Kon­flikt umzu­ge­hen, zu ver­ste­hen.

Die wesent­li­che Ent­ste­hungs­be­din­gung für eine depres­sive Stö­rung ist nach der psy­cho­dy­na­mi­schen Annahme die Exis­tenz eines Span­nungs­zu­stan­des.

Das Kind hat ein grund­le­gen­des Bedürf­nis nach einer engen Bezugs­per­son, auf die es sich ver­las­sen kann. Früh wurde es von die­ser Per­son ent­täuscht oder ver­las­sen, und das Bedürf­nis wird wegen die­ser frü­hen ent­täu­schen­den Erfah­rung ver­drängt. Das kann der Grund­kon­flikt sein.

Dar­über hin­aus ent­wi­ckelt das Kind einen per­sön­li­chen Bewäl­ti­gungs­stil der Situa­tion, um Auto­no­mie zu erlan­gen und sich selbst einen gewis­sen Wert zuzu­schrei­ben und sich vor neu­er­li­chen Ent­täu­schun­gen zu schüt­zen.

So ent­ste­hen Bezie­hungs­ar­ten, die als Ant­wort auf die frühe, ent­täu­schende Erfah­rung gese­hen wer­den kön­nen. Es ent­steht meist ein Span­nungs­ver­hält­nis zwi­schen ent­ge­gen­ge­setz­ten Wün­schen, das z.B. so aus­se­hen kann:

Ein Teil des depres­si­ven Grund­kon­flik­tes ist das Bedürf­nis nach einer engen und ver­trau­ten Bezugs­per­son, doch eine Ver­a­r­bei­tungs­weise der frü­hen Ent­täu­schung durch eine nahe Bezugs­per­son könnte die Ver­mei­dung von nahen Kon­tak­ten, aus Angst vor wei­te­ren Ent­täu­schun­gen, sein. Eine andere Ver­a­r­bei­tungs­weise wäre, sich in Bezie­hun­gen völ­lig auf­zu­op­fern, um sich dem Part­ner unent­behr­lich zu machen.

 

Entwicklungsgeschichtlicher Hintergrund der Depression

 

I. Entwicklung der Umweltwahrnehmung des Kindes

 

Die bio­gra­phi­schen Gege­ben­hei­ten, die eine depres­sive Per­sön­lich­keits­ent­wick­lung begüns­ti­gen, las­sen sich am bes­ten ver­ste­hen, wenn man sich die Situa­tion des Klein­kin­des ver­an­schau­licht:

  1. Zunächst erlebt das Kind keine Tren­nung zwi­schen Ich und Nicht-Ich, zwi­schen Innen und Außen und zwi­schen Selbst und ande­ren Men­schen. Die Bezugs­per­so­nen wer­den noch nicht als Per­so­nen, son­dern als Medium erlebt, d.h. sie wer­den als zeit­los und gren­zen­los erlebt.
  2. Das Kind erlebt in sei­ner medi­a­len Ein­heit mit der Bezugs­per­son erste Kon­tu­ren von Selbst und ande­rer Per­son (erste Dif­fe­ren­zie­run­gen wer­den vor­ge­nom­men).
  3. Das Selbst und die ande­ren Per­so­nen wer­den als getrennt erlebt. Das Selbst erfährt Gebor­gen­heit, Sicher­heit und Leben­dig­keit durch die Nähe der Bezugs­per­son.
  4. Die Auto­no­mie­phase beginnt: Das Kind erprobt seine Selb­stän­dig­keit, indem es sich von der Bezugs­per­son ent­fernt und wie­der annä­hert.
  5. Die Auto­no­mie­phase ist auf einem Höhe­punkt. Die gedank­li­chen, moto­ri­schen und sprach­li­chen Fähig­kei­ten ver­mit­teln dem Kind ein Gefühl der All­macht. In der Iden­ti­fi­ka­tion und Aus­ein­an­der­set­zung mit der Bezugs­per­son ent­wi­ckelt es sich wei­ter.
  6. Das Selbst des Kin­des hat eine ein­deu­tige Geschlechts­zu­ge­hö­rig­keit und eine ein­deu­tige sozi­ale Iden­ti­tät ent­wi­ckelt. Aus die­ser Posi­tion geht es seine Bin­dun­gen ein.
 

II. Die Entwicklungsstufen des Kindes

 

Das Kind beginnt, all­mäh­lich seine Umwelt bewusst wahr­zu­neh­men. Erst nach und nach beginnt das Kind zu rea­li­sie­ren, dass es zwi­schen ihm und der Mut­ter (der Bezugs­per­son) eine Tren­nung gibt. In der ers­ten Phase sei­ner Ent­wick­lung hat es sein Getrennt­sein von der Mut­ter noch nicht wahr­ge­nom­men und fühlt sich eins mit ihr und der Umwelt. Folg­lich hat das Kind auch noch kein abge­grenz­tes, eige­nes Selbst ent­wi­ckelt. Nach und nach mit zuneh­men­den Fähig­kei­ten beginnt es, zwi­schen sich und sei­ner Mut­ter als zwei ver­schie­dene Per­so­nen unter­schei­den zu ler­nen und an die­ser ers­ten mensch­li­chen Bezie­hungs­form seine Per­son und seine Vor­stel­lun­gen von ande­ren Men­schen zu ent­wi­ckeln.

Zu Stö­run­gen kann es nun kom­men, wenn die Mut­ter bzw. die Bezugs­per­son dem Kind nicht die Zuwen­dung und die Ver­läss­lich­keit der Bezie­hung bie­ten kann, die es für eine gesunde Ent­wick­lung braucht. Alko­hol­ab­hän­gig­keit, psy­chi­sche Erkran­kung der Eltern, sozi­ale und öko­no­mi­sche Not­fälle sind denk­bare Gründe, die eine für­sorg­li­che Betreu­ung des Kin­des erschwe­ren kön­nen. Diese früh erleb­ten Ent­täu­schun­gen prä­gen das noch unreife Selbst des Kin­des, seine Vor­stel­lun­gen von Bezie­hun­gen und seine Vor­stel­lun­gen von ande­ren Men­schen.

Bezüg­lich der Art der depres­si­ven Stö­rung wird unter­schie­den, ob die ent­täu­schen­den Erfah­run­gen in einer frü­hen oder erst in einer rei­fe­ren Phase der Dif­fe­ren­zie­rung zwi­schen Selbst und Umwelt statt­ge­fun­den haben:

  1. In der frü­hen Phase hat das Kind erst eine unklare Dif­fe­ren­zie­rung zwi­schen sich und sei­ner Umwelt vor­ge­nom­men. Die Bezugs­per­son ist noch keine kon­krete Per­son, son­dern wird eher als eine Art "Medium" wahr­ge­nom­men, das Wärme und Gebor­gen­heit spen­det. Wird das Kind in die­ser Phase zu wenig geför­dert oder sogar ver­las­sen, erlebt es sich als schutz­los und aus­ge­lie­fert. Es sehnt sich nach einer Bezugs­per­son, die aber eher medi­a­len Cha­rak­ter hat, d.h. es ist eher die Sehn­sucht nach einer Atmo­sphäre der Gebor­gen­heit und Har­mo­nie, als die Sehn­sucht nach einer kon­kre­ten Per­son, da diese Dif­fe­ren­zie­rung in die­ser Phase noch nicht vor­ge­nom­men wurde.

    Der erwach­sene Mensch ver­drängt diese Wün­sche, da er sie durch die Erfah­rung der frü­hen Ent­täu­schung als uner­füll­bar ansieht. Doch diese früh erlebte Ver­zweif­lung und Erre­gung bleibt in unbe­wuss­ten Erin­ne­rungs­spu­ren erhal­ten.

    Das depres­sive Ver­hal­ten kann gekenn­zeich­net sein von einem Ver­mei­den von enge­ren Bin­dun­gen, aus Angst vor wei­te­ren Ent­täu­schun­gen (schi­zo­ide Ver­a­r­bei­tungs­weise).

  2. In der rei­fe­ren Phase der Ent­wick­lung hat das Kind bereits die Mut­ter als Quelle der Bedürf­nis­be­frie­di­gung und als eigen­stän­dige Per­son wahr­ge­nom­men. Doch ent­schei­dend ist, dass sie ver­läss­lich wie­der­kehrt und zur Ver­fü­gung steht. Da es nun zuneh­mend die Mut­ter als etwas außer­halb sei­ner selbst exis­tie­ren­des erkennt, begreift das Kind auch zuneh­mend seine Abhän­gig­keit. Wie das Kind die Ein­stel­lung der Mut­ter zu sich selbst in die­ser Phase erlebt hat, so ent­wi­ckelt sich auch, wie es spä­ter in sei­nem Tiefs­ten zu sich sel­ber steht.

    Hier zeigt sich auch, wie pro­ble­ma­tisch diese Phase ist: Wer eine lie­bende Mut­ter hatte, hält sich selbst auch für lie­bens­wert, doch wer eine ableh­nende Mut­ter hatte, hält sich für nicht lie­bens­wert und braucht viele neue Erfah­run­gen, um glau­ben zu kön­nen, lie­bens­wert zu sein.

    Erlei­det das Kind die Stö­rung in einer rei­fe­ren Ent­wick­lung des Selbst­be­wusst­seins, sehnt es sich nach Gebor­gen­heit und Sicher­heit und ersehnt sei­nen Selbst­wert durch die Nähe und Zunei­gung einer wich­ti­gen Bezugs­per­son, die nun eine kon­krete Per­son und nicht mehr nur etwas Atmo­sphä­ri­sches ist.

    Das Bedürf­nis und die Suche nach einem nahe ste­hen­den Men­schen sind ein tie­fes inne­res Bedürf­nis. Das kli­ni­sche Bild ist beherrscht von ver­zwei­fel­ter Suche nach einer lie­ben­den Bezugs­per­son.

 

III. Das Verhalten der Eltern

 

Es wird unter­schie­den zwi­schen zwei cha­rak­te­ris­ti­schen Fehl­hal­tun­gen der Bezugs­per­son:

  1. Ver­wöh­nen

    Müt­ter, die ihr Kind zu sehr ver­wöh­nen, hät­ten am liebs­ten, dass ihr Kind ewig ein Baby und auf sie ange­wie­sen bliebe. Sie ver­su­chen, das Kind durch ihre über­trie­bene Für­sorge per­ma­nent an sich zu bin­den. Oft gehö­ren sol­che Müt­ter sel­ber zum depres­si­ven Struk­tur­kreis, sind z.B. von der Ehe ent­täuscht oder haben ihren Part­ner ver­lo­ren, usw. Sie haben in dem Kind nun ihren gesam­ten Lebens­in­halt gefun­den.

    Doch mit die­ser Über­für­sorge bin­den sie das Kind nicht nur immer mehr an sich, son­dern ver­hin­dern damit auch die Ent­wick­lung von eige­nen Wün­schen und Impul­sen des Kin­des. Seine dar­aus resul­tie­rende Ich-Schwä­che lässt dem Kind die Bewäl­ti­gung des Lebens als eine so unge­heure Auf­gabe erschei­nen, dass es davor zurück­schreckt und resi­gniert.

    Das Kind bleibt pas­siv und anpas­sungs­be­reit und erwar­tet vom Leben eine wei­tere ver­wöh­nende Mut­ter­in­stanz, was zwangs­läu­fig zu Ent­täu­schun­gen füh­ren muss, die zum Aus­bruch der bis­her laten­ten, schlei­chen­den Depres­sion füh­ren kann.

    Noch kom­pli­zier­ter wird die innere Situa­tion der Kin­der dadurch, dass sie gar nicht anders kön­nen, als auch Hass gegen die Mut­ter zu emp­fin­den, die sie so ent­mach­tet. Doch wagt es diese Gefühle zu äußern, wird ihm vor­ge­hal­ten, was alles für das Kind getan und auf­ge­ge­ben wurde (unge­fragt) und erwe­cken so Schuld­ge­fühle in dem Kind, das dann seine Befrei­ungs­ver­su­che auf­gibt.

  2. Ver­sa­gen

    Begüns­ti­gend für eine depres­sive Per­sön­lich­keits­ent­wick­lung des Kin­des sind Bezugs­per­so­nen, die hart und wenig lie­bes­fä­hig sind. Meist sind sie in ihrer Kind­heit auch zu kurz gekom­men und hat­ten kein Vor­bild für das "Mut­ter-Sein". Sie wis­sen meist wenig über die Bedürf­nisse des Kin­des.

    Das Kind wird über­for­dert, wenn ihm zu früh zuge­mu­tet wird, sich an Lebens­be­din­gun­gen anzu­pas­sen, die zu wenig auf seine indi­vi­du­el­len Bedürf­nisse ein­ge­hen. Es kann sich noch nicht weh­ren und seine Bedürf­nisse aus­drü­cken, und daher lernt es resi­gnie­rend die Welt hin­zu­neh­men und stellt sich dar­auf ein, dass von der Welt wohl nicht mehr zu erwar­ten ist. "Das ergibt das Lebens­grund­ge­fühl vie­ler Depres­si­ver: eine weit­ge­hende Hoff­nungs­lo­sig­keit; sie kön­nen nicht an die Zukunft glau­ben, auch nicht an sich selbst und ihre Mög­lich­kei­ten, sie haben es nur gelernt, sich anzu­pas­sen. Das Gefühl der Aus­sichts­lo­sig­keit beherrscht sie, sie sind nur stark im Ertra­gen und Ver­zich­ten" (Rie­mann, 1997, S. 81).

    Die frü­hen Ver­sa­gungs­er­leb­nisse haben für das Kind eine zwei­fa­che Folge: es lernt zu früh zu resi­gnie­ren und wird dadurch auf allen Gebie­ten gehemmt, zu for­dern und zuzu­grei­fen. Dadurch, dass es nicht zugrei­fen kann, ent­wi­ckelt es Neid, wenn es sieht, dass andere sich etwas neh­men. Wegen des Nei­des bekommt es wie­derum Schuld­ge­fühle und ver­sucht nun, aus der "Not eine Tugend" zu machen: es erhebt sei­nen Ver­zicht zu einer Ideo­lo­gie der Beschei­den­heit.

    Auf der ande­ren Seite geben diese Ver­sa­gungs­er­leb­nisse dem Kind auch das Gefühl, nicht lie­bens­wert zu sein. Dies ist die Basis tie­fer Min­der­wer­tig­keits­ge­fühle, da man ein­mal erlebt haben muss, geliebt wor­den zu sein, um sich lie­bens­wert zu füh­len.

 

Verarbeitungsweisen des depressiven Grundkonflikts und therapeutische Ansätze

 

In der The­ra­pie wird sicht­bar, dass es sich um kör­per­nahe affek­tive [= gefühls­mä­ßige], non­ver­bale Gestimmt­hei­ten und Bedürf­nisse, die durch Abwehr zurück­ge­hal­ten sind, han­delt. Das lässt sich an der Per­sön­lich­keits­ent­wick­lung able­sen, die auf dem Hin­ter­grund der Ver­a­r­bei­tung des frü­hen Kon­flik­tes statt­ge­fun­den hat: anhand der frü­hen schlech­ten Erfah­run­gen, die das Kind mit Men­schen gemacht hat, ent­wi­ckelt es eine bestimmte Art mit ihnen umzu­ge­hen und sein eige­nes Leben zu struk­tu­rie­ren. "Diese Ver­a­r­bei­tung stellt gewis­ser­ma­ßen einen Selbst­hei­lungs­ver­such dar" (Rudolf, 1996, S. 130). Man könnte auch von dem "Bewäl­ti­gungs­stil" eines Men­schen spre­chen.

Unter wel­chen inne­ren und äuße­ren Bedin­gun­gen bricht nun diese Ver­a­r­bei­tung zusam­men?

"Die unter­schied­li­chen For­men der Ver­a­r­bei­tung des depres­si­ven Grund­kon­flik­tes sind es, die das sub­jek­tive Erle­ben und das sicht­bare Ver­hal­ten prä­gen und die in ihrer Kon­stanz als Cha­rak­ter­hal­tun­gen impo­nie­ren" (a.a.O., S. 130).

Die eigent­li­che Krank­heit ist, wenn diese Ver­a­r­bei­tungs­me­cha­nis­men nicht mehr auf­recht­er­hal­ten wer­den kön­nen und zusam­men­bre­chen.

The­ra­peu­tisch wich­tig ist die Unter­schei­dung der von der Per­son aus­ge­hen­den Ver­a­r­bei­tungs­wei­sen, die die Form des kli­ni­schen Bil­des bestim­men und dem zugrunde lie­gen­den Kon­flikt (in die­sem Fall die ent­täuschte Suche nach einer Bezugs­per­son), der das Mate­rial dazu lie­fert. Diese Unter­schei­dung ist wich­tig, denn der prak­ti­sche the­ra­peu­ti­sche Ansatz wen­det sich zunächst dem Ver­a­r­bei­tungs­stil zu, da hier die kre­a­ti­ven Kräfte der Per­sön­lich­keit ent­wi­ckelt und ein­ge­setzt wur­den. Erst spä­ter rich­tet sich das Augen­merk auf die The­men des Grund­kon­flikts.

Kli­nisch bedeut­sam wer­den sechs unter­schied­li­che Ver­a­r­bei­tun­gen. Dabei ist es durch­aus mög­lich, dass der ein­zelne Mensch meh­rere die­ser Ver­a­r­bei­tungs­me­cha­nis­men in ver­schie­de­ner Aus­prä­gung erken­nen lässt.

WICH­TIG: Die kli­ni­schen Bil­der ent­ste­hen beim Zusam­men­bruch der Ver­a­r­bei­tungs­me­cha­nis­men!

 

Premiumtext: 6 Verarbeitungsweisen des depressiven Grundkonflikts (7 Seiten - € 7,90)

 

Die Art der Ver­a­r­bei­tung ist wie­derum wich­tig für den the­ra­peu­ti­schen Ansatz. For­men der Ver­a­r­bei­tung des depres­si­ven Grund­kon­flikts wären

  • selbst­los-über­für­sorg­lich
  • durch Selbst­be­zo­gen­heit
  • Ver­mei­dung von emo­ti­o­na­lem Kon­takt
  • Ersatz­be­frie­di­gung bzw. Sucht
  • phi­lo­ba­tisch
  • Ver­a­r­bei­tung durch Humor und Kre­a­ti­vi­tät
 

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Pre­mium-Text "6 Ver­a­r­bei­tungs­for­men des depres­si­ven Grund­kon­flikts" zum Dow­n­load

 

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