Streiten und Konflikte in der BeziehungUmgang mit Konflikten in Partnerschaft und Ehe |
Das zum Download angebotene Übungsmodul dient dazu, Beziehungsprobleme mit Hilfe eines logisch in Einzelschritten aufgebauten Lernprogrammes zu verstehen und besser damit umzugehen. Die ersten drei Schritte beschreiben die allgemeinen Inhalte des Lernprogrammes und sind Voraussetzung für Schritt 4, wo speziell das Thema "Partnerprobleme" bearbeitet wird.
Aus Erfahrung zu lernen bedeutet sich in einen sozialen Lernprozess zu begeben. Das soziale Lernen ist kein Prozess, der einmal durchlaufen wird und dann abgeschlossen ist. Soziales Lernen sollte vielmehr eine Grundeinstellung sein, aus seinen Erfahrungen lernen zu wollen, durch die man täglich neue Einsichten gewinnen kann. Es ist ein Vorgang, der nie abgeschlossen ist.
Alte Erfahrungen
Zu einem großen Teil ist das Verhalten durch Erfahrungen aus Kindheit und Jugend geprägt. Ein wichtiger Teil sind die Verhaltensnormen und Werte, die Eltern ihren Kindern mitgegeben haben, Erlebnisse und Gefühle aus der Kindheit (auch in Auseinandersetzung mit Geschwistern, Mitschülern, Lehrern, etc.). Dies sind die so genannten "alten Erfahrungen".
Diese alten Erfahrungen gehören zur Person und können nicht übergangen werden (auch wenn sie oft verdrängt sind). Teilweise ist diese Information aber überholt, für den heutigen Kontext nicht mehr relevant und kann irreführend sein (z.B. Sie haben sich als Kind immer klein und hilflos gefühlt und nun klammern Sie sich an andere aus Verlustangst, ohne dass Sie noch klein und hilflos sind). Manche alte Erfahrungen sind aber auch sehr hilfreich, doch müssen sie immer wieder auf ihre Richtigkeit hin überprüft werden.
Ein sozial lernender Mensch ist sich der Beeinflussung durch alte Erfahrung bewusst. Doch ein sozial lernender Mensch hinterfragt diese Erfahrungen auch danach, ob sie seiner jetzigen Situation noch gerecht werden und ist bereit, mit immer neuen Verhaltensweisen zu experimentieren.
Neue Erfahrungen
Die persönliche Situation eines Menschen ändert sich häufig. Setzt man sich nicht immer wieder mit den neuen Umständen auseinander, läuft man Gefahr, sein Verhalten an nicht realitätsgerechten Informationen auszurichten.
"Lernen bedeutet immer eine Auseinandersetzung mit der Umwelt, wobei das Ergebnis nicht eine bedingungslose Anpassung an diese ist, sondern je nach Situation entweder eine Veränderung der Umwelt oder eine Veränderung des eigenen Verhaltens" (Schwäbisch/ Siems, 1974, S.21
Die eigene Person und die Umwelt stehen in einem wechselseitigen Verhältnis zueinander: Das Individuum reagiert auf die Umwelt und ändert eventuell sein Verhalten, worauf die Umwelt wiederum reagiert.
Neue Verhaltensweisen erfordern Mut. Es ist nötig, sich in neue und unbekannte Situationen zu begeben.
Der Fünferschritt des sozialen Lernens
Drei Fertigkeiten sind grundlegend für das soziale Lernen (diese Fertigkeiten können gelernt werden):
Grundlegend für das soziale Lernen ist, Informationen über die Auswirkungen des eigenen Verhaltens zu sammeln. Diese Rückmeldung nennt sich Feedback.<(p>
Anhand des Feedbacks kann man überprüfen, ob die Auswirkungen des eigenen Verhaltens mit den eigenen Absichten übereinstimmen. Stimmen sie nicht überein, ermöglicht es einem, seine Verhaltensziele zu überdenken und gegebenenfalls neue zu entwickeln.
Der Vorgang des sozialen Lernens lässt sich in einem Fünferschritt darstellen:
Das zum Download angebotene Übungsmodul dient dazu, Beziehungsprobleme mit Hilfe eines logisch in Einzelschritten aufgebauten Lernprogrammes zu verstehen und besser damit umzugehen. Die ersten drei Schritte beschreiben die allgemeinen Inhalte des Lernprogrammes und sind Voraussetzung für Schritt 4, wo speziell das Thema "Partnerprobleme" bearbeitet wird.
Es ist wichtig, die eigenen Gefühle zu kennen und akzeptieren zu lernen. Seine eigenen Gefühle zu kennen und zu akzeptieren bedeutet nicht zwangsläufig sie positiv zu bewerten, sondern es bedeutet, sie sich im möglichen Rahmen bewusst zu machen.
Eine befriedigende Beziehung zu einer anderen Person ist nur möglich, wenn die Möglichkeit besteht, eigene Gefühle, Wünsche und Ängste offen auszudrücken und man sich zeigen kann, wie man ist. Darüber hinaus sollte die Möglichkeit gegeben sein, Gefühle, Wünsche und Ängste offen zu äußern - eine Grundvoraussetzung, um sich im sozialen Kontakt zu entfalten (sozial zu lernen). Wer seine eigenen Gefühle akzeptiert und ausdrückt, kommuniziert eindeutig mit seiner Umwelt und es wird weniger Missverständnisse geben. Außerdem können durch diese offene Kommunikation Probleme besser gelöst werden.
Hierbei muss man auch gesellschaftliche Hürden überwinden, denn die Gesellschaft akzeptiert bestimmte Gefühle nicht (z.B. früher durfte ein Mann nicht weinen etc.).
"Es kann nie falsch sein, ein Gefühl zu haben! Sie haben ein Recht auf alle Ihre Gefühle, und sie fördern Ihre eigene Entwicklung und die Verbesserung ihrer Beziehungen, wenn sie Ihre Gefühle stärker wahrnehmen und in den Sozialkontakt einbringen, und zwar in direkter Form. Hierzu brauchen Sie Ihren Mut, sich zu Ihrer Person zu bekennen, und das Verständnis und die Akzeptierung von Seiten Ihrer Sozialpartner" (Schwäbisch/ Siems, 1974, S. 50).
Es gibt verschiedene Arten Gefühle auszudrücken:
1. Direkter Ausdruck von Gefühlen:
Gefühle werden direkt durch Worte benannt: Ich bin ärgerlich, ich freue mich etc. (zu unterscheiden beispielsweise von "Aua", da hier keine direkte, auf sich bezogene Gefühlsäußerung vorliegt).
2. Der indirekte Ausdruck von Gefühlen:
Beispielsweise eine Aussage wie: "Findest du die Idee wirklich gut?" oder "Schau mal, da hinten die Ampel ist rot!".
Der Sprecher spricht hier mehr über seinen Sozialpartner, als über sich selber. Oft nimmt er seine Gefühle als Eigenschaften des anderen wahr, oder in der Frage steckt implizit eine eigene Meinung, durch die Art, wie sie gestellt wurde.
Befehle, wie: "Sei ruhig!", statt auf der direkten Ebene: "Es stört mich, wenn du so laut redest!" behindern eine konstruktive Kommunikation. (Dazu gehört z. B. auch Sarkasmus.)
Die direkte Äußerung von Gefühlen hat den Vorteil, dass die eigenen Empfindungen bewusster werden und die Sozialpartner nicht in eine Verteidigungshaltung geraten, da ihnen keine Eigenschaften zugeordnet werden, sondern eigene Gefühle ausgedrückt werden. Man kann gemeinsam Lösungsmöglichkeiten für den Konflikt finden.
"Ihre Kommunikation verbessert sich ganz allgemein, wenn Sie lernen, indirekte Gefühlsäußerungen zu erkennen und durch direkten Ausdruck der Gefühle zu ersetzen. Dies trifft besonders für schwierige Situationen zu" (a.a.O., S. 55).
WICHTIG: Natürlich trifft dies nur für persönliche Beziehungen zu und nicht für Verhältnisse, in denen die Macht ungleich verteilt ist, wie zum Beispiel bei Bewerbungsgesprächen, Gesprächen mit Vorgesetzten etc. Hier gilt es, die "soziale Maske" möglichst adäquat – der Situation angemessen – einzusetzen. Allerdings: es gibt sehr viel mehr Situationen, als man denkt, in denen es sinnvoller wäre, möglichst offen zu sein.
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Feedback zu bekommen bedeutet, von einer anderen Person zu erfahren, welche Wirkung die eigene Person und das Verhalten auf die jeweilige Person hat.
Anhand von Feedback ist es möglich, zu vergleichen ob die eigenen Absichten mit dem, was die Auswirkungen auf andere sind, übereinstimmen. Darüber hinaus kann man versuchen, die Ursachen für eventuelle Diskrepanzen herauszufinden oder Störungen in einer Beziehung auszumachen, die für die Entwicklung der Beziehung und der eigenen Persönlichkeit wichtig sind.
"Feedback hilft uns, uns selbst und die Umwelt realistisch wahrzunehmen. Ob das Feedback hilfreich ist oder schadet, hängt aber von der sprachlichen Form ab, von der Art und Weise, wie wir es ausdrücken" (Schwäbisch/ Siems, 1974, S.65).
Im normalen Umgang ist das Feedback meist indirekt: man ist ärgerlich und wendet sich ab. Der anderen Person bleibt es überlassen, das Verhalten zu interpretieren. Das führt sehr oft zu Missverständnissen. Daher ist es wichtig, zu lernen, Feedback in einer direkten und hilfreichen Form zu geben, indem es in Worten ausgedrückt wird. Nur so ist soziales Lernen möglich.
Wenn sie unsicher sind, wie sie auf andere wirken, fragen Sie nach Feedback!
Jeder Mensch denkt über sich und seine Beziehungen zu anderen nach. Diese Art der Kommunikation nennt sich Selbstkommunikation. Die Art und Weise der Selbstkommunikation zeigt, wie ein Mensch zu sich selber steht: Ist er eher kritisch mit sich selber, oder eher wohlwollend...
"Man kann nur sagen, dass ein Mensch eine ähnliche Einstellung zu sich entwickelt, wie die, die andere Menschen im täglichen Umgang seiner Person gegenüber eingenommen haben. Diese Einstellungen spiegeln sich in ihm wieder als sein Selbstwertgefühl. Wenn zum Beispiel Eltern, Geschwister und Lehrer in der Jugend fordernd, drohend, anklagend und unfreundlich mit einem Kind gesprochen haben, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass dieses Kind später auf die gleiche Weise mit sich selbst sprechen wird" (Schwäbisch/ Siems, 1974, S. 73).
Ist die soziale Umwelt akzeptierend und offen, so dass sie soziales Lernen und Entwicklung fördert, kann sich auch die Einstellung zur eigenen Person und die Selbstkommunikation verbessern. Dadurch wird es auch möglich, Probleme und Konflikte angemessener zu lösen.
"Als "Problem" verstehen wir hier, dass ein Mensch Gedanken und Gefühle hat, unter denen er leidet, die ihn unzufrieden machen. Jemand hat vielleicht ein Problem mit sich selbst, wenn seine Wünsche nicht mit seinen Idealen übereinstimmen" (Schwäbisch/ Siems, 1974, S.74).
Probleme kann man mit sich haben, mit einem Partner oder in einer Gruppe.
Feedback kann zum Beispiel auf Problembereiche hinweisen, die man vorher so nicht realisiert hat.
Probleme, die nicht gelöst sind, beeinflussen bewusst oder unbewusst Gedanken, Gefühle und Verhalten und lösen Unzufriedenheit aus. Daher ist es wichtig, über sich selbst nachzudenken und unliebsame Gedanken nicht zu verdrängen.
Probleme bestehen aus einem Tatsachen- und einem Gefühlsteil. Eine bestimmte Handlung beispielsweise, wie laut Musik hören, wird erst zu einem Problem, wenn jemand darunter leidet. Bei der Problemlösung wird häufig zu wenig die Gefühlsseite geklärt. Die Lösung des Problems wird häufig einseitig in der Klärung der offen liegenden Tatsachen gesucht. Das führt meist zu einer unbefriedigenden Lösung, da die Ursachen oft andere sind.
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Konflikte sind für viele Menschen etwas negatives. Viele erleben verschiedene Interessen als etwas, das in einer guten Beziehung nicht vorkommen darf und das es zu vermeiden gilt. Kommt es dann doch zu einer offenen Auseinandersetzung, erleben die Beteiligten, dass Wut, Ärger und Missverständnisse entstehen und die Streitigkeiten und Spannungen nicht befriedigend gelöst werden konnten.
Haben Partner eine solche Einstellung zu Konflikten, können sie in einer Beziehung nicht mehr offen zueinander sein und müssen einen Teil ihrer Persönlichkeit unterdrücken.
"Aus Angst vor Konflikten vermeiden Menschen, unterschiedliche Bedürfnisse zu haben. Solche unterschiedliche Bedürfnisse und Wünsche werden als Bedrohung erlebt, weil sie allzu selten auf eine befriedigende Weise gelöst werden können" (Schwäbisch/ Siems, 1974, S. 119).
Können individuelle Wünsche in einer Beziehung nicht geäußert werden, kann die Beziehung sich auch nicht den Wünschen entsprechend entwickeln. Entspricht sie aber nicht mehr den Wünschen, kann die Beziehung leicht an Reiz verlieren (siehe auch EROTIK) und kann sich häufig sogar zur Belastung entwickeln.
"Die Meinung, dass "Menschen, die sich gut verstehen, ihre Wünsche und Bedürfnisse gegenseitig erahnen und sich von den Augen ablesen können", ist ein verhängnisvoller Irrtum. In einer solchen Beziehung müssen wir annehmen, dass beide Partner sich gegenseitig so eingeengt haben, dass sie nur noch den Teil ihrer Persönlichkeit realisieren, der die gleichen Wünsche, Bedürfnisse oder Vorlieben wie die des Partners aufweist. Aus dem Wunsch heraus, in immerwährender Harmonie zu leben, werden die Verschiedenartigkeiten zwischen zwei Menschen nicht mehr gesehen oder durch Anpassung egalisiert" (a.a.O., S. 119).
Um sich in einer partnerschaftlichen Beziehung zu seinen Zielen hin zu entwickeln, ist es aber wichtig, dass die Partner sich in ihrem Verhalten nicht einengen, sondern sich gegenseitig stützen und fördern. Zu einer solchen Beziehung gehört die Einsicht, dass der Partner ein einzigartiges Individuum ist (ein Mensch, der von uns verschieden ist), mit eigenen Wünschen und Bedürfnissen (z. B. haben Kinder nicht dieselben Interessen wie Eltern und Lehrer, Interessen unterscheiden sich in Partnerschaften, Wohngemeinschaften, etc.).
Akzeptiert man die Verschiedenheit von Menschen und die damit verbundene Existenz von Konflikten, ist es möglich, Beziehungen zu haben, in denen man nicht einen Teil seiner Persönlichkeit unterdrücken muss.
Dipl.-Psych. Volker Drewes
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