Aggression und Wut in den Griff bekommenUrsachen Symptome Bewältigung |
Die Aggression ist eine der meistbeachteten Emotionen in der Psychologie.
Aggressivität spielt sich auf der gedanklichen, der sprachlichen und der Handlungsebene ab. Zu den vielfältigen Erscheinungsformen der Aggression gehören sowohl Schadenfreude, Flüche und Verwünschungen, mutwilliges Zerstören als auch kalte Rache und besinnungsloser Jähzorn. Zwischen größeren Gemeinschaften und Völkern kann die Aggressivität bis zu Krieg und Völkermord gesteigert werden.
Meistens bezeichnet die Aggression ein absichtlich feindseliges Verhalten, das darauf abzielt, andere (im manchen Fällen auch sich selbst) Schaden zuzufügen. Es werden eigennützige Ziele erfüllt (z.B. Kontrolle über andere zu haben). Diese Form der Aggression ist eine spezifisch menschliche Leidenschaft. Diese Art der Aggressivität kann auch als Destruktivität (Fromm) bezeichnet werden.
Die andere Form der Aggression ist aggressives Verhalten als Reaktion auf und Abwehr gegen Angriffe (biologischer Mechanismus). Diese Form der Aggression nennt Fromm die gutartige Aggression. Sie dient nicht dazu, andere Menschen zu verletzen oder zu unterwerfen, sondern dient der Verteidigung.
Grundlagen von Ärger, Wut und Aggression
Es gibt zahlreiche Theorien, die versuchen die Ursachen der Aggression zu erklären. Entsprechend der zugrunde liegenden Theorie gibt es sehr unterschiedliche Erklärungsansätze:
- Aggression als angeborener Trieb (Konrad Lorenz 1963/ Freud: Todes-Sexualtrieb)
- Aggression als gelerntes Verhalten (mit aggressivem Verhalten wurden Erfolge erzielt, daher wird dieses Verhalten wiederholt)
- Aggression als spezifisches Verhalten von Menschen mit hoher Affektivität, Drang zur Selbstbehauptung oder starker Tendenz, anderen Menschen die Schuld an negativen Dingen zuzuschreiben
- Aggression als Folge von Frustration oder als Krisenzustand in ambivalenten Entscheidungssituationen
...um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Wie kann ich Aggression und Wut in den Griff bekommen? In der Psychologie sucht man nach Verfahren, die der einzelne zum Aggressionsabbau anwenden kann. Vorangestellt ist solchen Verfahren, die Analyse von typischen aggressionsauslösenden Situationen, um dann das richtige Verfahren für den Abbau der Aggressionen zu finden. Beispielsweise kann aggressionsmindernd sein:
- lernen, eigene Bedürfnisse zurückzustellen
- Aktivitäten suchen, bei denen man sich abreagieren kann
- Techniken für eine bessere Problemlösung erarbeiten
- Möglichkeiten suchen, prosoziales Verhalten zu üben
Das zum Download angebotene Übungsmodul dient dazu, Schuldgefühle mit Hilfe eines logisch in Einzelschritten aufgebauten Lernprogrammes abzubauen und zu überwinden. Die ersten drei Schritte beschreiben die allgemeinen Inhalte des Lernprogrammes und sind Voraussetzung für Schritt 4, wo speziell das Thema " Schuldgefühle" bearbeitet wird.
"Wenn wir uns darauf einigen, als >Aggression< alle Akte zu bezeichnen, die einer anderen Person, einem Tier oder einem unbelebten Objekt Schaden zufügen oder dies zu tun beabsichtigen, dann sind die vielen verschiedenen Arten von Impulsen, die man unter der Kategorie >Aggression< zusammenfasst, grundsätzlich daraufhin zu unterscheiden, ob es sich bei ihnen um die biologisch adaptive, dem Leben dienende, gutartige Aggression oder um die biologisch nichtadaptive, bösartige Aggression handelt" (Fromm, 1974, S. 209).
Es gibt eine biologisch angelegte Form der Aggression. Sie ist eine Reaktion auf lebensbedrohliche Situationen. Diese Reaktion ist Tieren und Menschen gemeinsam. Diese Form der Aggression ist reaktiv und defensiv und ist darauf ausgerichtet, die Ursache der Bedrohung zu beseitigen. Dem Körper werden Kräfte bereitgestellt, um entweder zu fliehen oder zu "kämpfen".
Das Gehirn der Tiere ist stammesgeschichtlich gesehen darauf programmiert, Angriffs- oder Fluchtimpulse zu mobilisieren, wenn die lebenswichtigen Interessen bedroht sind, wie z.B. Nahrung und Lebensraum. Diese Form der Aggression zielt grundsätzlich darauf ab, die Gefahr zu beseitigen. Dies kann dadurch geschehen, dass das Tier flieht oder kämpft. Ziel dieser Aggression ist nicht Zerstörung, sondern Erhaltung des Lebens. Ist das Ziel erreicht, verschwindet auch die Aggression.
Auch der Mensch ist stammesgeschichtlich so programmiert, auf Bedrohung von lebenswichtigen Interessen mit Flucht oder Angriff zu reagieren. Sie wirken sich beim Menschen zwar weniger strikt aus, und diese Reaktion kann durch moralische und religiöse Überzeugungen und Erziehung überwunden werden, entspricht im Leben aber der Reaktion der meisten Individuen und Gruppen. "Auf das Konto der defensiven Aggression dürften effektiv die meisten aggressiven Impulse des Menschen gehen" (a.a.O., S. 219).
Die destruktive (und grausame) Aggression ist nur dem Menschen zu eigen und nicht stammesgeschichtlich angelegt. (Manchmal wirkt es bei Tieren auch so, als hätten sie sadistische Züge, sind jedoch Reaktionen z.B. auf Raummangel bzw. auf Verhältnisse, die das Leben beeinträchtigen.)
"Das Einzigartige beim Menschen ist, dass er von Impulsen zu morden und zu quälen, getrieben werden kann und dass er dabei Lustgefühle empfindet. Er ist das einzige Lebewesen, das zum Mörder und Vernichter der eigenen Art werden kann, ohne davon einen entsprechenden biologischen oder ökonomischen Nutzen zu haben" (Fromm, 1974, S. 245).
Es ist eine biologisch schädliche Aggression, da sie sich sozial zerstörerisch auswirkt. Mord und Grausamkeit sind häufiger Ausdruck dieser Aggression. Sie wird als lustvoll erlebt, ohne einen anderen Zweck zu haben. "Die bösartige Aggression ist zwar kein Instinkt, sie ist aber ein menschliches, in den Bedingungen der menschlichen Existenz selbst verwurzeltes Potential" (a.a.O., S. 210).
Die destruktive Aggression dient nicht dem physischen Überleben, ist aber trotzdem eine wichtiger Bestandteil des seelischen Haushalts des Menschen. Es ist eine Leidenschaft, die bei bestimmten Individuen und Kulturen dominant ist und bei anderen nicht.
Fromm geht davon aus, dass die Destruktivität eine der möglichen Reaktionen auf psychische Bedürfnisse ist, die in der Existenz des Menschen verwurzelt sind. Die Destruktivität ist ein Ergebnis der Interaktion verschiedener sozialer Bedingungen mit den existentiellen Bedürfnissen des Menschen.
Unter der Pseudoaggression werden Handlungen verstanden, die Schaden anrichten können, ohne dass eine Absicht dazu besteht. Klassisches Beispiel für diese Form der Aggression wäre, wenn jemand einen Revolver abfeuert und versehentlich jemand verletzt (unbeabsichtigte Aggression). Spielerische Aggression gibt es auch bei Sportarten (z.B. Fechten). Die Aggression ist hier eine Form der Geschicklichkeitsübung.
Doch die wichtigste Form der Pseudoaggression ist die Selbstbehauptung.
"Es gibt jedoch eine wichtige Tatsache, die inzwischen klinisch recht gut belegt ist. Jemand, der in Bezug auf seine der Selbstbehauptung dienende Aggression keine Hemmungen hat, verhält sich im allgemeinen weniger feindselig im defensiven Sinn als jemand, dem diese Eigenschaft fehlt. Dies gilt sowohl für die defensive Aggression als auch für die bösartige, wie den Sadismus" (Fromm, 1974, S. 218).
Die Gründe hierfür liegen für Fromm klar auf der Hand, da ein Mensch, der kein Problem mit der Selbstbehauptung und dem damit verbundenen aggressiven Verhalten hat, sich seltener bedroht fühlt und daher auch seltener in Situationen kommt, in denen er defensiv reagieren muss. Ein sadistischer Mensch leidet nach Freud daran, dass er unfähig ist, in anderen Menschen Reaktionen auszulösen, oder unfähig ist, sich zur geliebten Person zu machen. Er kompensiert dies dann mit der Leidenschaft, Macht über andere zu haben.
Die der Selbstbehauptung dienende Aggression erhöht die Fähigkeit, eigene Ziele zu erreichen und vermindert so auch die destruktive, sadistische Aggression.
Die Fähigkeit zu selbstbehauptender Aggressivität ist bedeutend für die Entwicklung der Persönlichkeit und ist für bestimmte neurotische Symptome von großer Bedeutung: Ein scheuer und gehemmter Mensch leidet daran, sich selbst nicht gegenüber anderen behaupten zu können. Therapeutisch wichtig bei solchen Menschen ist es, ihnen dabei verstehen zu helfen, wie es zu diesem Defizit gekommen ist und welche Eigenschaften seiner selbst und seiner Umwelt sein Vermeidungsverhalten verstärkt haben.
Einer der wichtigsten Faktoren, die zur Schwächung der der Selbstbehauptung dienenden Aggression führt, ist eine autoritäre Struktur in Familie und Gesellschaft, die Selbstbehauptung mit Ungehorsam gleichsetzt.
Dipl.-Psych. Volker Drewes
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