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Nähe-Distanz

Zwi­schen Sym­biose und Gren­zen­lo­sig­keit

 

Nähe - Distanz

 

Ein­lei­tung

Nahe sein, sich ver­bun­den füh­len, gleich­zei­tig aber auch genü­gend Frei­raum haben – kaum ein ande­res Thema beschäf­tigt Paare, Freund­schaf­ten und Fami­lien so sehr wie das Span­nungs­feld von Nähe und Distanz. Oft mer­ken wir erst dann, wie wich­tig die Balance ist, wenn es Schwie­rig­kei­ten gibt: der eine fühlt sich ein­ge­engt, der andere ver­nach­läs­sigt.

Die­ser Bei­trag soll Ihnen dabei hel­fen, die Dyna­mik von Nähe und Distanz bes­ser zu ver­ste­hen und Wege auf­zu­zei­gen, wie Sie in Ihren Bezie­hun­gen zu mehr Kla­r­heit, Sicher­heit und Zufrie­den­heit fin­den kön­nen.

 

Nähe - Distanz: In 4 Schritten Beziehungsprobleme verstehen und abbauen

Das zum Download angebotene Übungsmodul dient dazu, Beziehungsprobleme mit Hilfe eines logisch in Einzelschritten aufgebauten Lernprogrammes zu verstehen und besser damit umzugehen. Die ersten drei Schritte beschreiben die allgemeinen Inhalte des Lernprogrammes und sind Voraussetzung für Schritt 4, wo speziell das Thema "Partnerprobleme" bearbeitet wird.

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Was bedeu­tet Nähe und Distanz?

Unter Nähe ver­ste­hen wir nicht nur kör­per­li­che Zuwen­dung, son­dern auch emo­ti­o­nale Offen­heit, Ver­traut­heit und das Gefühl, vom ande­ren ver­stan­den zu wer­den. Distanz bedeu­tet hin­ge­gen nicht auto­ma­tisch Abwei­sung oder Kälte – viel­mehr meint sie den Erhalt eige­ner Gren­zen, Selbst­stän­dig­keit und das Bedürf­nis nach Rück­zug.

Eine gesunde Bezie­hung lebt davon, dass bei­des mög­lich ist: Ver­bun­den­heit und Frei­heit. Schwie­rig­kei­ten ent­ste­hen dann, wenn das Gleich­ge­wicht ver­lo­ren geht – oder wenn die Part­ner sehr unter­schied­li­che Vor­stel­lun­gen von Nähe und Distanz haben.

 

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Warum fällt die Balance oft schwer?

Indi­vi­du­elle Prä­gung

Unsere Erfah­run­gen in der Kind­heit spie­len eine große Rolle. Wer früh erlebt hat, dass Nähe ver­läss­lich und sicher war, ent­wi­ckelt oft ein sta­bi­les Grund­ver­trauen. Wer dage­gen Zurück­wei­sung oder Über­for­de­rung erfah­ren hat, kann im Erwach­se­ne­n­al­ter emp­find­li­cher rea­gie­ren – ent­we­der mit star­kem Bedürf­nis nach Nähe oder mit gro­ßem Drang nach Distanz.

Per­sön­lich­keit und Leben­s­um­stände

Man­che Men­schen sind von Natur aus kon­takt­freu­di­ger, andere brau­chen mehr Rück­zug. Auch Stress im All­tag, beruf­li­che Belas­tung oder frü­here Bezie­hungs­er­fah­run­gen beein­flus­sen, wie viel Nähe oder Abstand wir in einer bestimm­ten Leben­s­phase wün­schen.

Hier geht es auch um die Fra­gen: Wie nah kann sich ein Paar kom­men, ohne dass sich die Part­ner als Indi­vi­duum auf­ge­ben und wie stark soll sich ein Paar gegen außen abgren­zen?

"Ich glaube, dass jedes Paar sich seine Posi­tion auf einem Kon­ti­nuum zwi­schen Ver­schmel­zung und rigi­der Abgren­zung suchen muss. Der Mit­tel­be­reich zwi­schen die­sen Extre­men erlaubt ein nor­ma­les Funk­tio­nie­ren einer Paa­r­be­zie­hung" (Willi, 1975, S. 16)

Bil­det das Paar eine totale Sym­biose und bil­det dabei ein gemein­sa­mes Selbst, grenzt es sich meist stark von der Außen­welt ab. Es kommt leicht zu einer Über­in­ti­mi­tät und einem Ver­lust der eige­nen Ich-Gren­zen. Häu­fig wird dann ver­sucht, alles Nega­tive von der Bezie­hung fern­zu­hal­ten.

Das extreme Gegen­teil wäre, wenn sich die Part­ner aus Angst vor Selbst­ver­lust streng gegen­ein­an­der abgren­zen und sich vor zu gro­ßer Inti­mi­tät fürch­ten. Die Gren­zen zu ande­ren Men­schen sind dann meist unklar, d.h. die enge Bezie­hung zu Dritt­per­so­nen dient als Schutz vor allzu gro­ßer Nähe zu dem Part­ner.

Für eine gesunde Bezie­hung ist wich­tig:

  • Klare Unter­schei­dung der Bezie­hung von ande­ren Part­ner­be­zie­hun­gen

  • Das Paar muss klar gegen außen abge­grenzt sein, d.h. sie müs­sen sich als Paar füh­len und für­ein­an­der eige­nen Raum und eigene Zeit bean­spru­chen, d.h. ein Eigen­le­ben als Paar haben

  • Inner­halb des Paa­res müs­sen klare Gren­zen gezo­gen wer­den, d.h. die Part­ner müs­sen klar von­ein­an­der unter­schie­den blei­ben und die gegen­sei­ti­gen Gren­zen auch respek­tie­ren

Die Gren­zen nach innen und nach außen müs­sen für die Part­ner sel­ber, aber auch für Außen­ste­hende sicht­bar sein; sie dür­fen aber nicht starr sein.

 

In 4 Schritten Angst vor Ablehnung überwinden

Das zum Download angebotene Übungsmodul dient dazu, unangemessene Angst vor Ablehnung oder Abwertung mit Hilfe eines logisch in Einzelschritten aufgebauten Lernprogrammes zu überwinden und besser damit umzugehen. Die ersten drei Schritte beschreiben die allgemeinen Inhalte des Lernprogrammes und sind Voraussetzung für Schritt 4, wo speziell das Thema "Ablehnung" bearbeitet wird.

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Das Bedürf­nis nach Nähe

Das Stre­ben nach Nähe ist tief im Men­schen ver­wur­zelt. Wir alle möch­ten gese­hen, ver­stan­den und geliebt wer­den. Nähe schenkt Gebor­gen­heit, redu­ziert Stress und stärkt unser Selbst­wert­ge­fühl.

Bei­spiele für Nähe in Bezie­hun­gen

  • gemein­same Gesprä­che und ver­traute Momente
  • Zuwen­dung durch Kör­per­kon­takt, Umar­mun­gen, Sexu­a­li­tät
  • das Gefühl, nicht allein mit Sor­gen zu sein

Doch Nähe kann auch Angst machen: Man­che Men­schen fürch­ten, in der Bezie­hung ihre Eigen­stän­dig­keit zu ver­lie­ren, oder sie emp­fin­den Nähe als über­for­dernd, wenn sie zu plötz­lich oder zu inten­siv kommt.

 

Das Bedürf­nis nach Distanz

Distanz ist kein Zei­chen man­geln­der Liebe, son­dern ein Aus­druck von Selbst­für­sorge. Sie ermög­licht, eigene Gedan­ken zu ord­nen, Ener­gie zu tan­ken und die indi­vi­du­elle Iden­ti­tät zu wah­ren.

Gesunde For­men von Distanz

  • eigene Hob­bys oder Freund­schaf­ten pfle­gen
  • Zeit allein ver­brin­gen, um sich zu erho­len
  • beruf­li­che und per­sön­li­che Ziele unab­hän­gig ver­fol­gen

Schwie­rig wird es, wenn Distanz zur stän­di­gen Abwehr wird – wenn Rück­zug zur Mauer wird, hin­ter der kein Aus­tausch mehr statt­fin­det.

 

Typi­sche Dyna­mi­ken in Part­ner­schaf­ten

Das Nähe-Distanz-Spiel

Viele Paare ken­nen die Situa­tion: Einer wünscht sich mehr Nähe, der andere rea­giert mit Rück­zug. Je mehr der eine drängt, desto stär­ker weicht der andere aus – ein Teu­fels­kreis, der beide unzu­frie­den macht.

Rol­len­wech­sel

Inter­es­san­ter­weise kön­nen sich die Rol­len im Laufe der Bezie­hung umkeh­ren: Wer frü­her mehr Distanz wollte, kann plötz­lich ver­un­si­chert sein und Nähe suchen – wäh­rend der andere nun den Rück­zug braucht.

Aus­wir­kun­gen auf die Bezie­hung

Wenn Nähe und Distanz nicht aus­ge­gli­chen sind, ent­ste­hen häu­fig Miss­ver­ständ­nisse, Streit oder Gefühle von Ein­sam­keit trotz Part­ner­schaft. Lang­fris­tig kann dies zur Ent­frem­dung füh­ren.

 

Wege zur Balance

Offene Kom­mu­ni­ka­tion

Spre­chen Sie über Ihre Bedürf­nisse – und hören Sie dem Part­ner zu. Es hilft, nicht in Vor­wür­fen zu reden („Du lässt mich allein“), son­dern eigene Gefühle mit­zu­tei­len („Ich fühle mich unsi­cher, wenn wir wenig Zeit mit­ein­an­der haben“).

Selbs­t­re­fle­xion

Fra­gen Sie sich: Was bedeu­tet für mich Nähe? Wann brau­che ich Abstand? Wer diese Fra­gen für sich klärt, kann sie auch bes­ser in der Bezie­hung kom­mu­ni­zie­ren.

Kleine Schritte

Manch­mal rei­chen kleine Ver­än­de­run­gen: feste gemein­same Zei­ten, aber auch bewusst ein­ge­plante Frei­räume. Das gegen­sei­tige Ver­trauen wächst, wenn beide spü­ren: Nähe ist ver­füg­bar – und Distanz ist erlaubt.

 

Wann Psy­cho­the­ra­pie sinn­voll ist

Wenn das Span­nungs­feld von Nähe und Distanz zu wie­der­keh­ren­den Kon­flik­ten führt, wenn Eifer­sucht, Angst vor Ver­lust oder Rück­zug das Mit­ein­an­der dau­e­r­haft belas­ten, kann psy­cho­the­ra­peu­ti­sche Unter­stüt­zung sinn­voll sein.

In der The­ra­pie las­sen sich Mus­ter erken­nen, die aus frü­he­ren Erfah­run­gen stam­men, und neue Wege des Umgangs ein­üben. Ziel ist, dass Nähe und Distanz nicht mehr als Bedro­hung, son­dern als berei­chernde Pole einer leben­di­gen Bezie­hung erlebt wer­den.

 

Wei­ter­füh­rende Lite­ra­tur & Unter­stüt­zung

  • Fritz Rie­mann: *Grund­for­men der Angst*
  • Chri­s­toph Tho­mann: *Kurs­buch Paa­r­be­ra­tung*
  • Amir Levine & Rachel Hel­ler: *Be­zie­hungs­weise: Bin­dung ver­ste­hen*

Wenn Sie mer­ken, dass Sie allein nicht wei­ter­kom­men, zögern Sie nicht, pro­fes­si­o­nelle Unter­stüt­zung in Anspruch zu neh­men. Ein ers­tes Gespräch kann bereits Ent­las­tung schaf­fen und neue Per­spek­ti­ven eröff­nen.

 

Mehr Lite­ra­tur­emp­feh­lun­gen zum Thema Bezie­hung und Liebe

Zu den Lite­ra­tur­tipps

Dipl.-Psych. Volker Drewes
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