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Nähe-DistanzZwischen Symbiose und Grenzenlosigkeit |
Nahe sein, sich verbunden fühlen, gleichzeitig aber auch genügend Freiraum haben – kaum ein anderes Thema beschäftigt Paare, Freundschaften und Familien so sehr wie das Spannungsfeld von Nähe und Distanz. Oft merken wir erst dann, wie wichtig die Balance ist, wenn es Schwierigkeiten gibt: der eine fühlt sich eingeengt, der andere vernachlässigt.
Dieser Beitrag soll Ihnen dabei helfen, die Dynamik von Nähe und Distanz besser zu verstehen und Wege aufzuzeigen, wie Sie in Ihren Beziehungen zu mehr Klarheit, Sicherheit und Zufriedenheit finden können.
Das zum Download angebotene Übungsmodul dient dazu, Beziehungsprobleme mit Hilfe eines logisch in Einzelschritten aufgebauten Lernprogrammes zu verstehen und besser damit umzugehen. Die ersten drei Schritte beschreiben die allgemeinen Inhalte des Lernprogrammes und sind Voraussetzung für Schritt 4, wo speziell das Thema "Partnerprobleme" bearbeitet wird.
Unter Nähe verstehen wir nicht nur körperliche Zuwendung, sondern auch emotionale Offenheit, Vertrautheit und das Gefühl, vom anderen verstanden zu werden. Distanz bedeutet hingegen nicht automatisch Abweisung oder Kälte – vielmehr meint sie den Erhalt eigener Grenzen, Selbstständigkeit und das Bedürfnis nach Rückzug.
Eine gesunde Beziehung lebt davon, dass beides möglich ist: Verbundenheit und Freiheit. Schwierigkeiten entstehen dann, wenn das Gleichgewicht verloren geht – oder wenn die Partner sehr unterschiedliche Vorstellungen von Nähe und Distanz haben.
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Unsere Erfahrungen in der Kindheit spielen eine große Rolle. Wer früh erlebt hat, dass Nähe verlässlich und sicher war, entwickelt oft ein stabiles Grundvertrauen. Wer dagegen Zurückweisung oder Überforderung erfahren hat, kann im Erwachsenenalter empfindlicher reagieren – entweder mit starkem Bedürfnis nach Nähe oder mit großem Drang nach Distanz.
Manche Menschen sind von Natur aus kontaktfreudiger, andere brauchen mehr Rückzug. Auch Stress im Alltag, berufliche Belastung oder frühere Beziehungserfahrungen beeinflussen, wie viel Nähe oder Abstand wir in einer bestimmten Lebensphase wünschen.
Hier geht es auch um die Fragen: Wie nah kann sich ein Paar kommen, ohne dass sich die Partner als Individuum aufgeben und wie stark soll sich ein Paar gegen außen abgrenzen?
"Ich glaube, dass jedes Paar sich seine Position auf einem Kontinuum zwischen Verschmelzung und rigider Abgrenzung suchen muss. Der Mittelbereich zwischen diesen Extremen erlaubt ein normales Funktionieren einer Paarbeziehung" (Willi, 1975, S. 16)
Bildet das Paar eine totale Symbiose und bildet dabei ein gemeinsames Selbst, grenzt es sich meist stark von der Außenwelt ab. Es kommt leicht zu einer Überintimität und einem Verlust der eigenen Ich-Grenzen. Häufig wird dann versucht, alles Negative von der Beziehung fernzuhalten.
Das extreme Gegenteil wäre, wenn sich die Partner aus Angst vor Selbstverlust streng gegeneinander abgrenzen und sich vor zu großer Intimität fürchten. Die Grenzen zu anderen Menschen sind dann meist unklar, d.h. die enge Beziehung zu Drittpersonen dient als Schutz vor allzu großer Nähe zu dem Partner.
Für eine gesunde Beziehung ist wichtig:
Klare Unterscheidung der Beziehung von anderen Partnerbeziehungen
Das Paar muss klar gegen außen abgegrenzt sein, d.h. sie müssen sich als Paar fühlen und füreinander eigenen Raum und eigene Zeit beanspruchen, d.h. ein Eigenleben als Paar haben
Innerhalb des Paares müssen klare Grenzen gezogen werden, d.h. die Partner müssen klar voneinander unterschieden bleiben und die gegenseitigen Grenzen auch respektieren
Die Grenzen nach innen und nach außen müssen für die Partner selber, aber auch für Außenstehende sichtbar sein; sie dürfen aber nicht starr sein.
Das zum Download angebotene Übungsmodul dient dazu, unangemessene Angst vor Ablehnung oder Abwertung mit Hilfe eines logisch in Einzelschritten aufgebauten Lernprogrammes zu überwinden und besser damit umzugehen. Die ersten drei Schritte beschreiben die allgemeinen Inhalte des Lernprogrammes und sind Voraussetzung für Schritt 4, wo speziell das Thema "Ablehnung" bearbeitet wird.
Das Streben nach Nähe ist tief im Menschen verwurzelt. Wir alle möchten gesehen, verstanden und geliebt werden. Nähe schenkt Geborgenheit, reduziert Stress und stärkt unser Selbstwertgefühl.
Doch Nähe kann auch Angst machen: Manche Menschen fürchten, in der Beziehung ihre Eigenständigkeit zu verlieren, oder sie empfinden Nähe als überfordernd, wenn sie zu plötzlich oder zu intensiv kommt.
Distanz ist kein Zeichen mangelnder Liebe, sondern ein Ausdruck von Selbstfürsorge. Sie ermöglicht, eigene Gedanken zu ordnen, Energie zu tanken und die individuelle Identität zu wahren.
Schwierig wird es, wenn Distanz zur ständigen Abwehr wird – wenn Rückzug zur Mauer wird, hinter der kein Austausch mehr stattfindet.
Viele Paare kennen die Situation: Einer wünscht sich mehr Nähe, der andere reagiert mit Rückzug. Je mehr der eine drängt, desto stärker weicht der andere aus – ein Teufelskreis, der beide unzufrieden macht.
Interessanterweise können sich die Rollen im Laufe der Beziehung umkehren: Wer früher mehr Distanz wollte, kann plötzlich verunsichert sein und Nähe suchen – während der andere nun den Rückzug braucht.
Wenn Nähe und Distanz nicht ausgeglichen sind, entstehen häufig Missverständnisse, Streit oder Gefühle von Einsamkeit trotz Partnerschaft. Langfristig kann dies zur Entfremdung führen.
Sprechen Sie über Ihre Bedürfnisse – und hören Sie dem Partner zu. Es hilft, nicht in Vorwürfen zu reden („Du lässt mich allein“), sondern eigene Gefühle mitzuteilen („Ich fühle mich unsicher, wenn wir wenig Zeit miteinander haben“).
Fragen Sie sich: Was bedeutet für mich Nähe? Wann brauche ich Abstand? Wer diese Fragen für sich klärt, kann sie auch besser in der Beziehung kommunizieren.
Manchmal reichen kleine Veränderungen: feste gemeinsame Zeiten, aber auch bewusst eingeplante Freiräume. Das gegenseitige Vertrauen wächst, wenn beide spüren: Nähe ist verfügbar – und Distanz ist erlaubt.
Wenn das Spannungsfeld von Nähe und Distanz zu wiederkehrenden Konflikten führt, wenn Eifersucht, Angst vor Verlust oder Rückzug das Miteinander dauerhaft belasten, kann psychotherapeutische Unterstützung sinnvoll sein.
In der Therapie lassen sich Muster erkennen, die aus früheren Erfahrungen stammen, und neue Wege des Umgangs einüben. Ziel ist, dass Nähe und Distanz nicht mehr als Bedrohung, sondern als bereichernde Pole einer lebendigen Beziehung erlebt werden.
Wenn Sie merken, dass Sie allein nicht weiterkommen, zögern Sie nicht, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Ein erstes Gespräch kann bereits Entlastung schaffen und neue Perspektiven eröffnen.
Dipl.-Psych. Volker Drewes
Kollwitzstr. 41
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