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Legi­ti­mität und Furcht vor Auto­rität

Persönli­che Auto­rität basiert nicht auf abs­trak­ten Rechts­grundsätzen, son­dern die Legi­ti­mität persönli­cher Auto­rität ent­steht aus der Wahr­neh­mung von Stärke­un­ter­schie­den. "Von einer legi­ti­men persönli­chen Auto­rität nimmt man an, daß sie zwei­er­lei zu tun ver­mag: urtei­len und Sicher­heit gewähren. (...) Die Stärke, die der Auto­rität ihre Urteilsfähig­keit ver­schafft, gibt ihr auch die Möglich­keit, Sicher­heit zu gewähren.Sie ist stark,sie weiß Bescheid und kann des­halb andere beschützen" (Sen­net, 1985, S. 188).

Ein Kern der Stärke die­ser Auto­rität ist die Ver­bin­dung von Furcht und Respekt, die sie einflößt. Will man die Macht der Auto­rität abbauen, muß man die Furcht vor ihr ver­lie­ren. Doch ver­liert die Auto­rität dann auch an Ein­fluß? Ist es so, daß man, je weni­ger man die Auto­rität fürch­tet, man ihr desto weni­ger Respekt ent­ge­gen bringt? Das mag für Dik­ta­to­ren oder für religiöse Führer gel­ten, doch bei­spiels­weise ist die Angst der Kin­der eine zu schmale Basis für den Respekt den Eltern gegenüber. "All­ge­mei­ner for­mu­liert: Man kann die Furcht vor der Auto­rität auf eine Weise abstrei­fen, die nicht den Respekt vor ihnen unterhöhlt, son­dern unsere Vor­stel­lun­gen von ihrer Stärke ver­wan­delt, davon, wie sie uns schützen, sichern, beur­tei­len soll" (a.a.O., S. 190).

Die schnelle und vor­schnelle Art, die Auto­rität abzu­strei­fen ist ihre voll­kom­mene Ableh­nung. Eine andere Form ist, der Auto­rität den Krieg zu erklären. Das bedeu­tet nicht nur Ableh­nung der, son­dern Kampf gegen die Auto­rität.

Eine andere Möglich­keit, die Furcht vor der Auto­rität zu ver­lie­ren ist, sich die Bil­der der Auto­rität aus einer sol­chen Nähe und mit sol­cher Auf­merk­sam­keit anzu­schauen, dass; sie einem ver­traut wer­den und alles Geheim­nis­volle einbüßen.

Ein ande­rer Grund, wes­we­gen man­che Men­schen Auto­rität und Auto­ritäten fürch­ten ist der, daß sie Angst davor haben mora­lisch beschmutzt zu wer­den. Diese Angst vor mora­li­scher Beschmut­zung resul­tiert aus der Vor­stel­lung, die Verführungskünste der Auto­rität könne andere Men­schen nach­gie­big und gefügig machen, oder daß die Anzie­hungs­kraft der Auto­rität so stark sein kann, daß sie das rati­o­nale Urteils­vermögen und Ver­hal­ten ande­rer Men­schen trübt. "Die­ser düstere Zusam­men­hang zwi­schen Auto­rität und Beschmut­zung bringt es mit sich, daß die Men­schen unter der Ägide eines Hit­ler ein Han­deln für psy­cho­lo­gisch legi­tim hiel­ten, von dem sie in einem Win­kel ihres Bewußtseins wußten, daß es sich poli­tisch oder ethisch nicht recht­fer­ti­gen läßt" (a.a.O., S. 193).

Doch auch hier gilt: je genauer man die Auto­rität kennt, desto weni­ger Furcht und Ehr­furcht flößt sie ein, da sie das Geheim­nis­volle und die All­macht ver­liert. "Psy­cho­lo­gisch gese­hen, kann die Annäherung ein ebenso kom­ple­xer Vor­gang sein, wie die kom­plexe Rol­len­ver­dop­pe­lung; sie kann sich aber auch auf ein­fa­che Weise voll­zie­hen, etwa wenn der junge Erwach­sene in dem Augen­blick, da er selbst eine Eltern­rolle über­nimmt, erkennt, warum seine Eltern in sei­ner Kind­heit auf bestimm­ten Regeln beharr­ten. Die Annäherung kann eben­falls, etwa in einer The­ra­pie, die Form einer scho­nungs­lo­sen Suche nach den Gründen für das Ver­hal­ten von Eltern oder gelieb­ten Men­schen anneh­men, die sich nie erklärt hat­ten. Stets kommt es hier zu einer Ent­my­sti­fi­zie­rung der Auto­rität; Unter­schiede in der Stärke mögen blei­ben, doch die Auto­rität wird ihrer Beson­der­heit ent­klei­det - jener Kraft, die so geheim­nis­voll und unergründlich schien. Weil es kein Geheim­nis mehr gibt, ist die Auto­rität nicht mehr durch eine unüberbrückbare Kluft von denen, die ihrem Ein­fluß aus­ge­setzt sind, getrennt" (a.a.O., S. 194).

Doch in unse­rer Kul­tur wird Auto­rität all­ge­mein als etwas fes­tes, als eine sta­ti­sche Kraft ange­se­hen. Es scheint not­wen­dig, gegen sie zu kämpfen, will man sie verändern. Um die Angst vor der Auto­rität zu ver­min­dern, muß man sich ihr in einer Reihe von Kri­sen, die großes Unbe­ha­gen auslösen, nähern. Das Unbe­ha­gen, dass man bei die­ser Annäherung emp­fin­det, kann zei­gen, ob die Angst tatsächlich auf die Probe gestellt wird oder nicht.

 

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Dipl.-Psych. Volker Drewes
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